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Studiogespräch mit Thomas von Grünigen
Aus 10 vor 10 vom 16.08.2017.
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Nach Charlottesville «In New York spricht man Trumps Namen fast nicht mehr aus»

Trump verharmlost Rassismus. SRF-Korrespondent von Grünigen sagt, was das für die politische US-Kultur heisst.

US-Präsident Donald Trump hat sich nach den Vorkommnissen in Charlottesville nicht eindeutig von rechtsextremer Gewalt distanziert. Auch Republikaner kritisieren sein Verhalten. Wie ernst ist dies zu nehmen?

Die Kritik ist schon sehr vehement. Da hat Trump wirklich nochmals eine neue Grenze überschritten. Das macht es für die Republikaner immer schwieriger, sich für ihren Präsidenten einzusetzen. Aber die Kritiker kommen alle aus dem politischen Establishment, zum Beispiel Senator John McCain oder Marco Rubio. Das sind Leute, die Trump sowieso nicht mögen und ihn jetzt gerne kritisieren. Etwas ruhiger ist es bei den Hinterbänklern, bei den etwas weniger bekannten Republikanern im Repräsentantenhaus. Die sind etwas zurückhaltender.

Thomas von Grünigen

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Thomas von Grünigen ist seit Januar 2015 SRF-Korrespondent in New York. Er hat an den Universitäten Bern und Freiburg sowie an der American University in Washington DC Medien- und Kommunikationswissenschaft, Journalistik und Anglistik studiert und in Freiburg mit einem Master of Arts erfolgreich abgeschlossen. Seit 2006 arbeitet er für SRF.

Heisst das, die Mehrheit der republikanischen Abgeordneten steht hinter ihrem Präsidenten, trotz allem?

Die Mehrheit der republikanischen Abgeordneten schaut vor allem darauf, was in ihren Wahlbezirken passiert. Wenn sie merken, dass Trump in ihren Wahlbezirken die Unterstützung hat, dann wollen sie sich nicht von ihm lossagen. Es geht um ihre eigene Wiederwahl.

Wie gross ist der Rückhalt für Trump aus der Basis?

Man muss eines sehen: die Republikaner sind eine sehr weisse Partei. Die Minderheiten haben nicht viel zu sagen. Ich will damit nicht sagen, dass alle Republikaner Nazis sind. Aber es ist die Partei geworden, welche die weissen Interessen vertritt. Beim Establishment haben die Äusserungen von Trump mehr Ärger ausgelöst als bei einem Teil von Trumps Basis.

Wie sehr schlachten die Demokraten diese rechte Schlagseite des Präsidenten aus?

Für die Demokraten ist das eine Steilvorlage. Die können das jetzt ausschlachten und sagen: «Seht her, wir haben es immer gesagt, dass er solchen Ideologien zugeneigt ist. Jetzt habt ihr den Beweis.» Ein Stück weit können die sich auch zurücklehnen und zuschauen, wie sich die Republikaner gegenseitig zerfleischen.

Jemand, der es sich nicht nehmen lässt, sich einzumischen, ist Ex-Präsident Barack Obama. Er hat ein Zitat von Nelson Mandela getwittert. «Niemand ist geboren, um jemanden zu hassen aufgrund seiner Hautfarbe oder seiner Herkunft oder seiner Religion.» Das ist inzwischen der beliebteste Tweet aller Zeiten – aussergewöhnlich?

Das ist sehr aussergewöhnlich. Ex-Präsidenten begnügen sich meistens damit, Bücher zu schreiben oder schöne Bilder zu malen wie George W. Bush. Obama hat sich nicht zum ersten Mal geäussert. Das zeigt einfach, dass er besorgt ist um die demokratischen Grundrechte im Land. Sonst würde er das nicht tun.

Sie kommen gerade aus New York. Dort wollte man Trump nie. Wie reagieren die Leute auf die Vorfälle in Charlottesville und den aufflammenden Rassismus?

Überrascht sind die Leute natürlich nicht. Die wussten schon vor der Wahl, wie Donald Trump tickt. Ich stelle in New York aber eine gewisse Depression, eine gewisse Ratlosigkeit fest. Was soll man mit dieser Situation machen? Der Name Trump ist zum Beispiel an Parties tabu, den darf man schon fast nicht mehr sagen, man will ja nicht der Partykiller sein. Der Name wird von vielen Leuten schon gar nicht mehr ausgeschrieben, sie schreiben T***p. Das zeigt die aktuelle Lage und die wurde jetzt nochmals verschärft durch diese jüngsten Ereignisse.

Das Interview führte Andrea Vetsch.

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