Das Wichtigste in Kürze
- Deutsche Diplomaten haben erstmals Zugang zu Deniz Yücel erhalten.
- Der deutsch-türkische Journalist wurde vor rund sieben Wochen in der Türkei festgenommen .
- «Es geht Herrn Yücel den Umständen entsprechend gut», berichtete der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth, in Instanbul. Die Einzelhaft werde von dem 43-Jährigen aber als sehr belastend empfunden.
- Yücel sitzt in einem Gefängnis in Silivri westlich von Istanbul in Haft.
Roth äusserte die Hoffnung, dass der gewährte Zugang zu dem «Welt»-Korrespondenten kein Einzelfall bleibe. «Das kann für uns nicht der Abschluss sein. Wir erwarten weiterhin, dass die konsularische Betreuung umfänglich gewährleistet wird und wir setzen uns weiterhin für die Freilassung von Deniz Yücel ein», betonte er. Die türkische Regierung hat Deutschland bislang keine kontinuierliche konsularische Betreuung von Yücel zugesagt.
Dass Yücel ein kritischer Journalist sei, rechtfertige nicht, ihn zu inhaftieren, sagte Roth. Die Bundesregierung werde sich mit seiner Inhaftierung nicht abfinden. Es handele sich hier um «eine der grossen Bewährungsproben in den
deutsch-türkischen Beziehungen». Die deutsche Seite arbeite zudem daran, dass die Einzelhaft beendet werde.
«Ein schweres Gewitter»
«Wir gehen derzeit durch ein schweres Gewitter», erklärte Roth. Bei seinen Treffen mit Regierungsvertretern in Ankara habe er klargestellt: «Nazi-Vergleiche und Gleichsetzungen mit Nazis sind absolut inakzeptabel. Wir fühlen uns dadurch tief verletzt und brüskiert.» Er fügte hinzu: «Ich habe noch einmal appelliert, dass wir dringend auch rherotisch abrüsten müssen. Wir dürfen nicht weiter an der Eskalationsspirale drehen. Hier haben mir meine türkischen Gesprächspartner ausdrücklich zugestimmt.»
Yücel im grössten Gefängnis Europas
Der «Welt»-Korrespondent sitzt derzeit in Einzelhaft im Istanbuler Gefängnis Silivri – mit 10'000 Plätzen das grösste Gefängnis Europas. In der selben Haftanstalt sitzen bereits viele andere Oppositionelle und regierungskritische Journalisten. Auch der frühere «Cumhuriyet»-Chefredaktor Can Dündar wurde dort eine Zeit lang inhaftiert. Nach seiner Freilassung bezeichnete er Silivri als «Konzentrationslager».