Mit Spannung erwarten die Ägypter den Beginn des Prozesses gegen die Spitze der Muslimbruderschaft. Mohammed Badie, sein Stellvertreter Chairat al-Schater und vier weitere Führungskader der Islamisten-Organisation sollen sich am Sonntag vor einem Gericht wegen Anstachelung zur Gewalt gegen Demonstranten verantworten. Badie habe sich bei einem Verhör geweigert, zu antworten und erklärt, er erkenne die Institutionen der «Putschisten» nicht an.
Kampagne gegen Bruderschaft
Am Sonntag wird zudem der Prozess gegen Ex-Präsident Hosni Mubarak fortgesetzt. Er steht wegen der Beteiligung an der Tötung von mehr als 800 Demonstranten vor Gericht. Er war am Donnerstag aus der Untersuchungshaft entlassen und in ein Militärspital gebracht worden. Dort steht der 85-Jährige unter Arrest.
Unterdessen setzte die Polizei ihre Kampagne gegen führende Mitglieder der Bruderschaft fort. In Oberägypten wurde der frühere Parlamentsabgeordnete Ahmed Said al-Saghir verhaftet.
Weniger Mursi-Anhänger auf der Strasse
Die Muslimbrüder und ihre Verbündeten wollen ihre Proteste fortsetzen. Die Allianz für die Unterstützung der Legitimität rief ihre Anhänger auf, weiter für die Rückkehr von Ex-Präsident Mohammed Mursi ins Amt zu demonstrieren.
Am Freitag war es bei Protestmärschen der Islamisten in einigen Provinzen zu gewaltsamen Zusammenstössen mit politischen Gegnern gekommen. Zwei Mursi-Anhänger wurden getötet und Dutzende verletzt. Anders als bei früheren Aktionen gingen nur einige Tausend Demonstranten auf die Strasse.
Ausgangssperre gelockert
Die ägyptische Regierung hat inzwischen die nächtliche Ausgangssperre um zwei Stunden verkürzt. Neu beginnt die Sperrstunde nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Mena erst um 21 Uhr Ortszeit und nicht wie bisher schon um 19 Uhr. Sie ende weiterhin um 6 Uhr morgens.
Am Tag der Freitagsgebete bleibe es allerdings bei der langen Ausgangssperre. In den vergangenen Wochen war es freitags immer wieder zu Massenprotesten der Muslimbrüder gegen die Absetzung Mursis gekommen. Die Ausgangssperre gilt in 14 der 27 ägyptischen Provinzen und ist Teil des Ausnahmezustands, den das Militär verhängt hat.