Im Konflikt um die Schwarzmeer-Halbinsel Krim verschärft sich der Ton aus dem Ausland. US-Aussenminister John Kerry forderte Russland auf einzulenken.
«Alle Optionen sind auf dem Tisch», sagte Kerry in einem Interview mit dem US-Nachrichtensender ABC. Auf die Nachfrage, ob er auch konkrete Sanktionen einschliesse, antwortete er: «Absolut.»
Boykott des G8-Treffens als Option
Kerry brachte zudem einen Boykott des G8-Treffens in Sotschi als «klare Möglichkeit» ins Gespräch. Kerry schloss nicht aus, dass Russland am Ende kein Mitglied mehr der Gruppe der acht einflussreichen Industriestaaten sein könnte. Russland müsse begreifen, «dass dies ernst ist», sagte er. «Wir meinen es todernst.»
US-Präsident Barack Obama hatte erklärt, die USA hätten die Vorbereitungen für den anstehenden G8-Gipfel in Sotschi unterbrochen. Er hatte zuvor ungewöhnlich lange – nämlich 90 Minuten – mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin telefoniert.
In dem Gespräch warf Obama dem Kremlchef nach Angaben des Weissen Hauses eine «klare Verletzung der ukrainischen Souveränität» und einen Bruch internationaler Gesetze vor.
Obama habe klargemacht, dass andauernde Verstösse Russlands Ansehen in der internationalen Gemeinschaft schaden und zu «grösserer politischer und wirtschaftlicher Isolation führen würden».
Putin erklärt Angela Merkel seine Pläne
Am Abend telefonierte Kremlchef Putin ausserdem auch mit Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel. Im Gespräch mit Merkel bezeichnete Putin seine ergriffenen Massnahmen in der Ukraine als angemessen, wie der Kreml nach dem Telefonat verlauten liess.
Angela Merkel wiederum äusserte Putin gegenüber ihre Besorgnis. Dieser habe geantwortet, die Ereignisse auf der Halbinsel Krim und in der Ukraine insgesamt seien eine Gefahr für das Leben russischer Bürger. Ziel sei es, die Lage weiter auf friedlichem Weg zu stabilisieren, so Putins Argumentation
Rasmussen: «Russland verstösst gegen die UNO-Charta»
Auch Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen schaltete sich inzwischen in den Konflikt ein. Unmittelbar vor Beginn eines Krisentreffens des Nato-Rates in Brüssel forderte er Russland zur Deeskalation auf.
«Was Russland derzeit in der Ukraine tut, verstösst gegen die Prinzipien der UNO-Charta. Es bedroht den Frieden und die Sicherheit in Europa», sagte Rasmussen. «Ganz besonders fordere ich Russland auf, die Spannungen zu entschärfen.» Russland müsse seine Militäraktionen und seine Drohungen stoppen. «Heute werden wir über deren Auswirkungen auf Frieden und Sicherheit in Europa sowie auf die Beziehung zu Russland sprechen.»
Die Ukraine fürchtet angesichts der faktischen russischen Besetzung der Halbinsel Krim einen Krieg mit seinem übermächtigen Nachbarland und hatte den Westen um militärischen Beistand gebeten.
«Eine Spaltung kann verhindert werden»
Der deutsche Aussenminister Frank-Walter Steinmeier beklagte die zunehmenden Spannungen in dem Konflikt. «Noch ist Umkehr möglich. Noch kann eine neue Spaltung Europas verhindert werden.»
Auch Steinmeier forderte von Russland, die Streitkräfte nur im Rahmen des Pachtvertrages über die russische Schwarzmeerflotte in der Ukraine einzusetzen. Von der neuen Führung in Kiew verlangt er, die russische Minderheit im Land zu schützen.