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International Anschlag von Lahore sollte Christen und die Regierung treffen

Nach dem Selbstmordanschlag mit über 70 Toten soll ein 28-jähriger Religionslehrer als Attentäter identifiziert worden sein. Die Tat soll sowohl gegen die christliche Minderheit als auch gegen Pakistans Regierung und deren Vorgehen gegen die Taliban gerichtet gewesen sein.

Nach dem Anschlag auf einen Park in der pakistanischen Millionenmetropole Lahore sind mittlerweile viele der Opfer identifiziert. Unter den über 70 Getöteten befinden sich laut neusten Polizeiangaben 35 Kinder. Noch am Mittag war die Zahl der getöteten Kinder mit 25 angegeben worden. Etwa 350 Menschen wurden laut aktuellen Behördenangaben verletzt. Man sei jedoch nach wie vor dabei, die von Spitälern geschickten Listen zusammenzufügen. Einen vollständigen Überblick über die Opferzahlen haben die Behörden noch nicht.

Christen und die Regierung im Visier

Papst betet für Opfer

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Papst Franziskus hat das Attentat als «feiges und sinnloses Verbrechen» verurteilt: «Das heilige Osterfest ist von einem abscheulichen Attentat mit Blut befleckt worden», sagte er am Ende des Regina-Caeli-Gebetes. Er sei den Angehörigen der Opfer nah und bitte die Gläubigen, ebenfalls für die Toten und ihre Lieben zu beten.

Viele der Opfer sind Christen, die im Park Ostern gefeiert hatten. Sie waren denn auch ein explizites Ziel des Selbstmordattentäters. Dies sagte ein Taliban-Sprecher zu Journalisten. Ausserdem habe sich der Anschlag gegen die Regierung gerichtet, die ihre Militäroffensiven gegen die Islamisten in den vergangenen 15 Monaten intensiviert hatte.

Als Attentäter soll ein 28-jähriger Mann aus der Region identifiziert worden sein, der laut Medienberichten Lehrer an einer Religionsschule war. Er brachte etwa 20 Kilogramm Sprengstoff zur Detonation. Sein Sprenggürtel sowie ein Rucksack mit Explosivstoffen waren nach Polizeiangaben zusätzlich mit Schrauben und Muttern gefüllt. Diese schossen unter dem Druck der Explosion durch den Park und verletzten Menschen in einem weiten Umkreis.

Razzien und Verhaftungen

Nach Medienberichten wurden mittlerweile drei Verwandte des Täters festgenommen. Ein Armeesprecher berichtete ausserdem von Festnahmen verdächtiger Terroristen und Helfer bei mehreren Razzien. Zudem sei eine riesige Menge Munition sichergestellt worden. Weitere Offensiven gegen Terroristen in der seit längerem recht ruhigen Provinz Punjab stünden bevor.

Weinende Frauen während einer Beerdigungszeremonie
Legende: In Lahore gilt eine dreitägige Trauerzeit, erste Opfer wurden von ihren Familien heute beerdigt. Keystone

Der Anschlag hat das Leben in der Sieben-Millionen-Stadt Lahore gelähmt. Bilder der ersten Begräbnisse zeigten Frauen weinend über kleinen Särgen. Eine dreitägige Trauerzeit wurde angesetzt. Schulen blieben geschlossen, am Montagmorgen gab es kaum Verkehr.

Der pakistanische Ministerpräsident Nawaz Sharif rief dazu auf, die Streitigkeiten in der Gesellschaft zu begraben, um dem Terrorismus mit Stärke entgegenzutreten. Die EU, die USA sowie die Vereinten Nationen verurteilten den Terroranschlag scharf, ebenso der Papst.

Pakistan im Kampf gegen die Islamisten

Seitdem im Dezember 2014 pakistanische Taliban in einer Schule in Peshawar 136 Kinder getötet hatten, hat die Armee ihre Operationen gegen Extremisten massiv erweitert. Die Zahl der Anschläge und ihrer Opfer ging 2015 auch um rund die Hälfte zurück. Doch allein in den vergangenen Wochen gab es drei grosse Anschläge.

Ende Januar hatten Taliban eine Universität in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa angegriffen und mehr als 20 Menschen getötet, darunter 17 Studenten. Mitte März sprengten Extremisten einen Bus mit Regierungsangestellten in die Luft und töteten dabei 16 Menschen.

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