Zum Inhalt springen

International Belgien sucht den Attentäter

Einen Tag nach dem Angriff auf das Jüdische Museum in Brüssel verfolgt die Polizei einen Mann – offenbar ein Einzeltäter. Die Bevölkerung soll mithelfen. Die Hintergründe der Tat bleiben unklar.

Die Polizei fahndet auf Hochtouren nach einem Einzeltäter. Sie veröffentlichte Fotos und Videos von dem Überfall, die von Überwachungskameras stammten.

Videosequenz mit mutmasslichem Täter

Auf einer rund eine halbe Minute langen Sequenz holt der mutmassliche Täter in einem Hofeingang, der zum eigentlichen Eingangsbereich des Museums führt, eine Waffe aus einer Tasche. Er verschwindet mit der Waffe im Anschlag im Eingangsbereich, kommt wieder heraus, verstaut die Waffe und verlässt das Gebäude.

Die beiden anderen kurzen Sequenzen zeigen, wie er draussen vor dem Gebäude vorbeiläuft. Die Waffe ist ihren Erkenntnissen nach vom Typ Kalaschnikow. Der Mann soll allein gehandelt haben und gut vorbereitet gewesen sein. Die Polizei bat die Bevölkerung, mit Informationen zu helfen.

Die Polizei hatte bereits am Samstag einen Mann festgenommen. Der Zeuge wurde inzwischen wieder freigelassen.

Ein Mädchen legt vor dem Museum eine Blume nieder.
Legende: Beim Gewaltverbrechen in Brüssel starben drei Menschen. Keystone

Zwei tote Israeli

Beim Gewaltverbrechen auf das Jüdische Museum starben nach Angaben der Staatsanwaltschaft vier Menschen, ein Touristenpaar aus Israel und eine Französin. Ein belgischer Mitarbeiter am Museumsempfang starb am Sonntag im Spital.

Der unbekannte Täter hatte im Museum in der Innenstadt aus noch ungeklärten Motiven am Samstagnachmittag um sich geschossen. Das Touristenpaar starb nach Schilderung des Museums im Eingangsbereich. Dann habe der Mann auf zwei weitere Personen geschossen, die für das Museum arbeiteten. Schliesslich flüchtete er. Das Museum teilte mit, es habe weder Informationen noch Erklärungen für den Überfall.

Das Jüdische Museum in Brüssel

Box aufklappen Box zuklappen

Das Jüdische Museum ist ein fester Bestandteil des Brüsseler Kulturlebens. In dem 2005 eröffneten Haus in der Brüsseler Innenstadt gibt es regelmässig Kunstausstellungen. Das Museum besitzt eine bedeutende Sammlung mit Objekten der jüdischen Geschichte. Die jüdische Gemeinschaft in Belgien umfasst etwa 30'000 bis 40'000 Menschen.

Auf die Frage von Journalisten, ob es sich um ein antisemitisches Attentat handele, sagte Innenministerin Joëlle Milquet: «Es gibt eine starke Vermutung.» Aber es sei Sache der Ermittler, dies festzustellen. Sie kündigte verstärkten Polizeischutz für jüdische Einrichtungen im ganzen Land an.

Hinweise auf einen terroristischen oder antisemitischen

Hintergrund gibt es laut Polizeiangaben jedoch nicht. Entsprechende Mutmassungen könnten nicht bestätigt werden, es werde in alle Richtungen ermittelt

Netanjahu: «Aufstachelung gegen Juden»

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte die Tat in der Nacht als Folge einer Aufstachelung gegen Juden verurteilt und forderte «null Toleranz gegenüber Antisemitismus». Auch die EU verurteilte die Tat.

Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) und die Plattform der Liberalen Juden der Schweiz (PLJS) zeigten sich bestürzt über den «heimtückischen Anschlag». Die beiden Dachverbände seien entsetzt, teilten sie am Sonntag mit. Den Angehörigen der Opfer drückten sie «ihre tief empfundene Anteilnahme aus».ehr zum Thema

Mehr zum Thema

Das Jüdische Museum will nach eigenen Angaben am Dienstag wieder öffnen. Das Attentat überschattet die Parlaments-, Regional- und Europawahlen in Belgien.

Meistgelesene Artikel