Die Polizei fahndet auf Hochtouren nach einem Einzeltäter. Sie veröffentlichte Fotos und Videos von dem Überfall, die von Überwachungskameras stammten.
Videosequenz mit mutmasslichem Täter
Auf einer rund eine halbe Minute langen Sequenz holt der mutmassliche Täter in einem Hofeingang, der zum eigentlichen Eingangsbereich des Museums führt, eine Waffe aus einer Tasche. Er verschwindet mit der Waffe im Anschlag im Eingangsbereich, kommt wieder heraus, verstaut die Waffe und verlässt das Gebäude.
Die beiden anderen kurzen Sequenzen zeigen, wie er draussen vor dem Gebäude vorbeiläuft. Die Waffe ist ihren Erkenntnissen nach vom Typ Kalaschnikow. Der Mann soll allein gehandelt haben und gut vorbereitet gewesen sein. Die Polizei bat die Bevölkerung, mit Informationen zu helfen.
Die Polizei hatte bereits am Samstag einen Mann festgenommen. Der Zeuge wurde inzwischen wieder freigelassen.
Zwei tote Israeli
Beim Gewaltverbrechen auf das Jüdische Museum starben nach Angaben der Staatsanwaltschaft vier Menschen, ein Touristenpaar aus Israel und eine Französin. Ein belgischer Mitarbeiter am Museumsempfang starb am Sonntag im Spital.
Der unbekannte Täter hatte im Museum in der Innenstadt aus noch ungeklärten Motiven am Samstagnachmittag um sich geschossen. Das Touristenpaar starb nach Schilderung des Museums im Eingangsbereich. Dann habe der Mann auf zwei weitere Personen geschossen, die für das Museum arbeiteten. Schliesslich flüchtete er. Das Museum teilte mit, es habe weder Informationen noch Erklärungen für den Überfall.
Auf die Frage von Journalisten, ob es sich um ein antisemitisches Attentat handele, sagte Innenministerin Joëlle Milquet: «Es gibt eine starke Vermutung.» Aber es sei Sache der Ermittler, dies festzustellen. Sie kündigte verstärkten Polizeischutz für jüdische Einrichtungen im ganzen Land an.
Hinweise auf einen terroristischen oder antisemitischen
Hintergrund gibt es laut Polizeiangaben jedoch nicht. Entsprechende Mutmassungen könnten nicht bestätigt werden, es werde in alle Richtungen ermittelt
Netanjahu: «Aufstachelung gegen Juden»
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte die Tat in der Nacht als Folge einer Aufstachelung gegen Juden verurteilt und forderte «null Toleranz gegenüber Antisemitismus». Auch die EU verurteilte die Tat.
Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) und die Plattform der Liberalen Juden der Schweiz (PLJS) zeigten sich bestürzt über den «heimtückischen Anschlag». Die beiden Dachverbände seien entsetzt, teilten sie am Sonntag mit. Den Angehörigen der Opfer drückten sie «ihre tief empfundene Anteilnahme aus».ehr zum Thema
Das Jüdische Museum will nach eigenen Angaben am Dienstag wieder öffnen. Das Attentat überschattet die Parlaments-, Regional- und Europawahlen in Belgien.