- Bei einem Anschlag in Pakistan sterben mindestens 71 Menschen
- Ungewissheit über Täterschaft des IS
- Sunnitische Extremisten werden ebenfalls verdächtigt, die Tat verübt zu haben.
Bei einem Selbstmordanschlag vor einer Klinik in der pakistanischen Stadt Quetta sind mindestens 71 Menschen getötet worden. Das hat ein Regierungssprecher der betroffenen Provinz Baluchistan bestätigt. Bis zu 200 Menschen wurden den Angaben zufolge verletzt.
Der Anschlag traf vor allem vor der Klinik versammelte Anwälte. Sie waren dort zu einer Trauerfeier zusammengekommen, nachdem der Chef der Rechtsanwälte-Vereinigung der Provinz erschossen worden war. Präsident Mamnoon Hussain verurteilte den Anschlag scharf. Die Provinzregierung setzte eine dreitägige Trauerzeit an.
Die Suche nach der Täterschaft
Eine IS-nahe Quelle sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass ein Kommandeur der Miliz mehrere Medienhäuser angerufen und den Anschlag für sich reklamiert habe. Der Sender Geo TV hatte die Nachricht für einige Minuten auf dem Bildschirm-Ticker, löschte sie dann jedoch. Eine offizielle Stellungnahme des IS gab es zunächst nicht.
Nach Angaben eines Sprechers des paramilitärischen Grenzkorps, verdächtigen die Behörden die Extremistengruppe Lashkar-e Jangvi. Die sunnitische Gruppe ist vor allem für ihre Angriffe auf Schiiten bekannt. Ob unter den Opfern des Anschlags Schiiten waren, blieb aber zunächst unklar.
IS nimmt Pakistan und Afghanistan ins Visier
Die pakistanische Regierung beharrt darauf, dass der IS keine organisierte Präsenz im Land habe. Medien melden aber immer wieder Razzien und die Festnahme von Schläfern oder Kämpfern. Der IS selber sagt, er wolle unter anderem auf pakistanischem und afghanischem Staatsgebiet eine neue IS-Provinz einrichten, die Khorasan-Provinz.
In Pakistan hatte sich der IS 2015 zu zwei grossen Anschlägen bekannt. Am 13. Mai 2015 hatten Kämpfer einen Bus mit Mitgliedern der Ismaeliten-Minderheit angegriffen und mindestens 45 Menschen getötet. Am 16. August 2015 hatte ein Selbstmordattentäter im Attok-Bezirk nahe der Hauptstadt Islamabad 14 Menschen in den Tod gerissen, darunter den Innenminister der Provinz Punjab, Shuja Khanzada.
In Afghanistan soll die Organisation derzeit rund 2500 Kämpfer haben, die meisten in der an Pakistan angrenzenden Provinz Nangarhar. Sie werden derzeit fast täglich von US-Drohnen und Jets angegriffen.
Der letzte grosse Anschlag im Land liegt mehr als vier Monate zurück. Ende März hatte ein Selbstmordattentäter der Talibangruppe Jamaat ul Ahrar in der Stadt Lahore mehr als 70 Menschen getötet, darunter Dutzende Kinder.