Bulgariens ehemalige Regierungspartei GERB hat nach übereinstimmenden Angaben mehrerer Meinungsforschungsinstitute die vorgezogene Parlamentswahl in dem EU-Land gewonnen: Für die bürgerliche GERB von Ex-Regierungschef Boiko Borissow stimmten bis zu 33 Prozent der Wähler. Die Sozialisten kamen demnach auf höchstens 27 Prozent.
Erneute Frage nach stabiler Regierung
Die GERB verfehlt jedoch voraussichtlich die Mehrheit im Parlament. Zwei weitere Parteien schafften bei der vorgezogenen Wahl laut den auf Nachwahlbefragungen beruhenden Prognosen den Sprung über die Vier-Prozent-Hürde.
Drittstärkste Kraft wurde demnach das Sammelbecken der muslimischen Minderheit und der ethnischen Türken MDL mit rund 10 Prozent. Dahinter folgt die rechtsextreme, rassistische Ataka mit 7,3 bis 8,5 Prozent.
Wie nach diesen Ergebnissen eine stabile künftige Regierung aussehen könnte, war am Sonntagabend völlig unklar.
Bulgarien, das ärmste Land der EU
Knapp sieben Millionen Bulgaren waren dazu aufgerufen, ein neues Parlament zu bestimmen. Die Wahlen im ärmsten Land der EU fanden unter kritischer Beobachtung statt. Während des Wahlkampfs machten Gerüchte um Stimmenkauf die Runde.
Am Samstag hatte die Polizei über 300'000 illegal produzierte Wahlzettel sichergestellt. Kritiker forderten eine Verschiebung der Abstimmung.
Die vorgezogene Wahl war notwendig geworden, nachdem die bürgerliche Regierung unter Borissow im Februar angesichts von Strassenprotesten gegen die Armut in dem EU-Land zurückgetreten war.
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Bild 1 von 7. Im Februar trat die Regierung unter dem bürgerlichen Boiko Borissow wegen Protesten zurück. In den aktuellen Umfragen steht Borissows GERB trotzdem auf dem ersten Platz der Wählergunst. Bildquelle: Reuters.
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Bild 2 von 7. Massiver Druck von der Strasse führt im Februar zum Rücktritt der Regierung Borrisow. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 7. Die Proteste auf der Strasse richteten sich gegen die hohen Strom- und Treibstoffpreise. Bulgarien gilt als ärmstes Land der Europäischen Union. Bildquelle: Reuters.
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Bild 4 von 7. Die Sozialisten unter Sergei Stanischew sind derzeit in der Opposition. Vom Sturz der bürgerlichen Regierung können sie aber wohl nicht profitieren: Sie liegen in den derzeitigen Umfragen hinter der Regierungspartei zurück. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 7. In der Bevölkerung kam es wiederholt zu Gewaltausbrüchen gegen Roma und deren Unterkünfte. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 7. Fast 5 Prozent von Rumäniens Bevölkerung sind Roma. Sie leben häufig in grosser Armut und abgeschottet vom Rest der Bevölkerung. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 7. Derzeit macht eine Abhöraffäre um den ehemaligen Innenminister Zwetan Zwetanow Schlagzeilen. Hochrangige Politiker, einflussreiche Unternehmer und Journalisten sollen unrechtmäßig belauscht worden sein. Zwetanow leitet den Wahlstab der bürgerlichen GERB. Bildquelle: Reuters.