Der Putschversuch von Teilen des Militärs in Burundi ist offenbar endgültig gescheitert. Der loyale Teil der Armee hat die Macht zurückerobert. «Wir haben uns dazu entschieden, uns zu ergeben», sagte Putschgeneral Godefroid Niyombare am Freitag der Nachrichtenagentur AFP in einem Telefonat.
Ausgebrochen waren die Unruhen schon vor einiger Zeit, weil Präsident Pierre Nukurunziza für eine dritte Amtszeit kandidierte und sich somit der Verfassung widersetzt. Eine gängige Praxis in Afrika.
SRF News: Gehört Nukurunziza zu jenen afrikanischen Machthabern, die eine lebenslange Amtszeit sozusagen als gottgegeben ansehen?
Patrick Wülser: Es ist tatsächlich eine verbreitete Krankheit auf dem afrikanischen Kontinent, dass Präsidenten nicht von der Macht lassen können: Joseph Kabila in Kongo, Paul Kagame in Ruanda und Yoweri Museveni in Uganda sind einige Beispiele. Nukurunziza gehört auch zu dieser Gruppe.
Seit Wochen gibt es blutige Massenproteste gegen den Präsidenten in den Strassen der burundischen Hauptstadt Bujumbura. Die Menschen protestieren nicht nur gegen den Präsidenten, sondern auch gegen die Armut und ihre schlechten Lebensbedingungen.
Das ist in Afrika immer miteinander verbunden. Burundi ist ein armes Land. Den Leuten geht es nicht gut. Politik wird emotional betrieben, auch auf der Strasse. Aber in diesem Fall ist die Empörung über das Vorgehen des Präsidenten im Vordergrund. Die Proteste wurden von Studenten vorangetrieben, die sich daran störten, dass Nukurunziza die Verfassung eigenmächtig uminterpretiert. Das hat die Bevölkerung wütend gemacht.
In Burundi ist die Mehrheit der Bevölkerung Hutus, die Minderheit Tutsis. Die beiden Ethnien haben sich in einem zwölfjährigen Bürgerkrieg bekämpft, der etwa 300‘000 Tote gefordert hatte. Inwiefern spielt bei den aktuellen Protesten die ethnische Zugehörigkeit eine Rolle?
Im Moment ist es glücklicherweise noch eine politische Auseinandersetzung. Es gibt sowohl Hutus wie auch Tutsis in der Opposition und auf Regierungsseite. Aber die Gefahr, dass der politische Konflikt zu einem ethnischen ausartet, ist gross.
Gescheiterter Staatsstreich
Der Anführer der Putschisten, Godefroid Niyombare, ist der ehemalige Geheimdienstchef. Er wurde seines Amtes enthoben, weil er den Präsidenten kritisiert hatte. Hätte er das Zeug gehabt, eine Wende in Burundi herbeizuführen?
Niyombare ist ehemaliger Generalstabschef und Befreiungskämpfer. Er wird von Diplomaten als sehr intelligent und integer beschrieben. Wenn man ihm am Radio zuhört, hat man den Eindruck, es gehe ihm wirklich um das Wohl der Gesellschaft – darum, das Land zusammenzuhalten und den Verfassungsbruch des Präsidenten zu verhindern.
Er hatte die Bevölkerung auch dazu aufgerufen, fremdes Eigentum und fremdes Leben zu respektieren. Er hatte angekündigt, dass es eine Übergangsregierung aus Generälen gegeben hätte, aber versprochen, dass es baldmöglichst zu demokratischen Wahlen gekommen wäre. Doch die Armee hat diesen Putsch nicht geschlossen unterstützt, sondern sich gespalten.
Das Gespräch führte Barbara Büttner.