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Leerer Stuhl von Sepp Blatter an der Pressekonferenz zu seinem Rücktritt
Legende: «Unabhängig, vernetzt, Erfahren mit Verbandsführung»: Wer soll auf den leeren Fifa-Präsidentensitz künftig füllen? Keystone

International «Ein Nachfolger müsste personelle Konsequenzen ziehen»

Was muss ein Nachfolger von Sepp Blatter erfüllen, um bei der Fifa Reformen durchzusetzen? Headhunter Christian Hofer erklärt, nach was für einem Kandidaten er suchen würde. Und wo dieser zu finden sein könnte.

SRF News: Wenn Sie als Headhunter den Auftrag bekämen, einen Nachfolger für Joseph Blatter zu suchen: Welche Anforderungen müsste ein Kandidat erfüllen?

Christian Hofer

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Porträt von Christian Hofer

Christoph Hofer (geb. 1966) ist seit 2008 im Bereich der Kaderselektion und des Headhuntings tätig. In der öffentlichen Verwaltung, bei Verbänden, Non-Profit-Organisationen und der Privatwirtschaft. Zudem unterrichtet er Personalrekrutierung und Kaderselektion als Professor und Dozent an der Berner Fachhochschule.

Christian Hofer: Grundsätzlich muss man sagen, dass die Leitung von Verbänden, wie die Fifa einer ist, mit zum Schwierigsten gehört, was es überhaupt gibt. Es gibt unterschiedlichste Ansprüche von unterschiedlichsten Gruppen. Die hohe Kunst ist, diese Gruppen dennoch gemeinsam in eine Richtung zu führen.

Was muss man dafür konkret mitbringen?

Einerseits muss man das Verbandsmanagement kennen, im Fall der Fifa am besten auch das Umfeld des Weltfussballs. Zudem muss man eine ausgeprägte Stärke zur Vernetzung haben und grosse Offenheit mitbringen. Andererseits sollte man unterschiedlichsten Kulturen vorurteilslos begegnen können. Und man muss eine grosse Unabhängigkeit mitbringen und stets eine Vogelperspektive einnehmen können. Wer sich von den Interessen einzelner Gruppen beeindrucken lässt oder persönliche Interessen verfolgt, hat verloren.

Sie sagen, ein möglicher Kandidat sollte das Umfeld des Fussballs kennen. Mit dem Korruptionsskandal im Blick: Wäre da ein Kandidat aus der «Fifa-Familie» als Reformer glaubwürdig?

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Die Fifa hat ein Reputationsproblem. In der Öffentlichkeit wird sie nur noch als korrupter Haufen wahrgenommen, auch wenn dies sicher nicht auf alle Funktionäre zutrifft. Im Sinne eines Neubeginns und um das Vertrauen wieder aufzubauen, wäre ein externer Kandidat sicher sinnvoll. Allerdings kennt jemand aus der «Fifa-Familie» die Strukturen des Verbandes bereits, was für einen internen Kandidaten sprechen kann.

Also ist für Sie beides möglich?

Auf jeden Fall muss es jemand sein, der weltweit eine hohe Glaubwürdigkeit geniesst und als moralische Instanz angesehen werden kann. Jemand, der glaubhaft Missstände aufdeckt und transparent über den Reformprozess kommuniziert – auch bei kritischen Fragen. Zudem darf er sich nicht scheuen, mit einzelnen Gruppen innerhalb des Verbands in Konflikt zu geraten und auch personelle Konsequenzen zu ziehen.

Wo würden Sie denn einen solchen Kandidaten suchen, wenn er Reformen durchsetzen soll?

Ich kann mir Kandidaten aus der Welt der Sportverbände vorstellen, ebenso aus internationalen Organisationen oder der Diplomatie. Allerdings muss man zum Beispiel bei Politikern beachten, dass ihre Glaubwürdigkeit in einem Teil der Welt sehr hoch sein kann, während man sie in anderen Teilen gar nicht schätzt. Und ich denke, es gibt bestimmt auch gute Kandidaten innerhalb der Fifa, die nicht in Korruptionsfälle verwickelt sind.

Man kann also jemanden finden, der im Weltverband Fifa – mit all seinen unterschiedlichen Kulturen und Interessen – tatsächliche Veränderungen durchsetzen kann?

Davon bin ich überzeugt. Man wird eine Weile suchen müssen, aber man wird diese Persönlichkeit finden.

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