Olivier Niggli ist seit 2011 Geschäftsführer der Weltantidopingagentur Wada. Er hatte grossen Anteil an der Ausarbeitung des neuen, verschärften Wada-Codes. Diesen müssen die nationalen Dopingagenturen und Sportverbände seit Anfang Jahr umsetzen. Seither gilt zum Beispiel nicht mehr die Standardsperre von zwei Jahren bei einem Dopingvergehen, sondern es kann eine Sperre von bis zu vier Jahren ausgesprochen werden.
Diese härtere Linie will Niggli auch als Direktor der Wada ab nächstem Juni weiterziehen. Er bezeichnet sich als Pragmatiker, der alles daran setzen werde, um mit einer guten Zusammenarbeit mit den Verbänden und den Regierungen effizient gegen Doping vorgehen zu können.
Handlungsspielraum der Wada beschränkt
Zu hohe Erwartungen an Niggli als neuen Generaldirektor der Wada darf man allerdings nicht haben: Einerseits ist der Handlungsspielraum der Weltantidopingagentur Wada stark eingeschränkt. Sie kann zwar Dopinglabors die Akkreditierung entziehen. Wenn es um die Suspendierung von Athleten geht, kann sie allerdings lediglich Empfehlungen an die nationalen Dopingagenturen und Verbände abgeben.
Dazu kommt, dass Niggli auch nicht einer ist, der nun neu von aussen zur Wada stösst. Bereits 2001, zwei Jahre nach deren Gründung, kam er zu der Agentur und war zunächst zehn Jahre lang Chefjurist – das heisst auch in den 2000er-Jahren, in der Zeit der grossen Dopingskandale; vor allem im Radsport und in der Leichtathletik.
Langjährige Erfahrung als Nigglis Vorteil
Die damalige Rolle der Wada ist nicht unumstritten. Niggli sieht es immerhin als Vorteil, schon seit langem mit den nationalen Dopingagenturen, den Verbänden und Regierungen zusammengearbeitet zu haben und die Gegebenheiten der Sportwelt zu kennen.
Alle Involvierten sollen am gleichen Strick ziehen, sagt er. Niggli will somit in dieselbe Richtung fortfahren, in diese die Wada zuletzt gearbeitet hat; eine Richtung, die auf Konsens aus ist, aber auch klar den Finger auf die Schwachstellen legt. Es wären nicht nur falsche Erwartungen an Niggli, sondern überhaupt an die Wada, Doping aus der Welt schaffen zu können.