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International Erneut Schwarzer von weissem US-Polizist erschossen

Amerika kocht vor Empörung über das zeitweilig extreme Vorgehen weisser Polizisten gegen Schwarze. In New York versammeln sich erneut Tausende und fordern Gerechtigkeit für ihre Mitbürger. Derweil erschiesst ein weisser Polizist in Phoenix einen unbewaffneten Schwarzen.

Erneut ist in den USA ein unbewaffneter Schwarzer von einem weissen Polizisten erschossen worden. Wie die Polizei von Arizona mitteilte, ereignete sich der Vorfall in Phoenix.

Pillen statt Waffe in der Tasche

Der Beamte war wegen vermuteter Drogendelikte vor einem Geschäft im Einsatz. Er wollte den 34-jährigen Schwarzen festnehmen. Der Mann habe sich widersetzt und in seine Tasche gelangt, worauf ihn der Beamte ergriff.

Als der Verdächtige auf Aufforderungen, die Hand in der Tasche zu lassen, nicht reagiert habe, habe der Beamte zweimal auf ihn geschossen. Der 34-Jährige starb sofort. In der Tasche fand sich statt der vermuteten Waffe eine Pillen-Packung.

Die Anspannung in den USA ist derzeit besonders hoch, nachdem in zwei verschiedenen tödlichen Fällen von Polizeigewalt gegen Schwarze eine Grand Jury entschieden hatte, dass sich die weissen Polizisten nicht dafür verantworten müssen.

Tausende Protestieren in New York

Zuletzt wurde bekannt, dass ein Polizist, der im Juli bei einem Einsatz in New York den Afroamerikaner Eric Garner tödlich verletzte, nicht angeklagt wird. Der Entscheid des Geschworenengerichts führte schon am Mittwochabend zu Protesten, die immer noch andauern.

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Die Demonstrationen in New York richteten sich nicht nur gegen den Entscheid der Grand Jury, weiss der freie Journalist Martin Suter, der sich momentan in der Stadt aufhält. «Es geht um weit mehr als das.»

Protestierende skandierten Parolen wie «Black lifes matter», also «Schwarze Leben sind auch etwas wert». Die Minderheiten hätten das Gefühl, systematisch diskriminiert zu werden.

«Ich kann nicht atmen»

Tausende Demonstranten besetzten ganze Strassen und die Brooklyn Bridge. Über der Stadt kreisten Helikopter. In Erinnerung an den 43-jährigen Garner legten sich zahlreiche Demonstranten am Union Square im Stadtteil Manhattan auf den Boden.

Dabei riefen sie: «Ich kann nicht atmen.» Das waren auch Garners letzte Worte, die später auf einem Amateurvideo zu sehen waren.

Gestern Abend blieben die Protest friedlich. Lediglich 80 Menschen wurden wegen Verkehrsbehinderung vorübergehend festgenommen.

Vereinte Nationen zeigen sich besorgt

Unterdessen haben auch UNO-Menschenrechtsexperten die Entscheidungen der US-Justiz, auf eine Anklage zu verzichten, kritisiert. Es sei besorgniserregend, dass Geschworene trotz offenkundiger Indizien gegen die Erhebung von Anklagen gestimmt hätten, erklärte die UNO-Sonderberichterstatterin Rita Izsák.

«Durch Gerichtsverfahren hätte gesichert werden können, dass alle Beweismittel berücksichtigt werden und der Gerechtigkeit Genüge getan wird», sagte sie laut einer Mitteilung des UNO-Menschenrechtsrates.

Ähnlich äusserte sich der UNO-Sonderberichterstatter Mutuma Ruteere. Es gebe aus den USA zahllose Beschwerden, wonach Afro-Amerikaner überdurchschnittlich oft Opfer von Rassendiskriminierung und damit verbundener tödlicher Gewalt werden.

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