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International Über 60 Verhaftungen nach Krawallen in Ferguson

Brennende Häuser, demolierte Autos, zerstörte Geschäfte – der Verzicht auf die Anklage gegen einen Todesschützen der Polizei hat in der US-Kleinstadt Ferguson schwere Unruhen ausgelöst. Mittlerweile wurden insgesamt über 60 Demonstranten verhaftet.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Geschworenen-Jury sieht keinen Grund für Anklage gegen weissen Polizisten
  • Familie von erschossenem schwarzen Teenager enttäuscht
  • Schüsse und Plünderungen in Ferguson um Umgebung, Polizei setzt Tränengas ein, Gebäude und Autos brennen
  • Über 60 Demonstranten wurden bis jetzt verhaftet
  • Demonstrationen auch in anderen Orten in den USA
  • Obama mahnt Demonstranten und Beamte zur Zurückhaltung

Obwohl Staatsanwalt McCulloch seine Worte mit Bedacht wählt und genau erklärt, warum sich die Geschworenen gegen eine Anklage des Polizisten entschieden haben, kommt es in und um Ferguson unmittelbar nach der Pressekonferenz zu Ausschreitungen. Mehr noch: Die Proteste schlagen in Gewalt um. Auch in New York und Washington demonstrieren die Menschen.

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Schnell wird es richtig gewalttätig im Vorort von St. Louis. Flaschen und Ziegelsteine fliegen. Protestierende zertrümmern die Fensterscheiben eines Spirituosenladens und plündern ihn. Andere setzen ein Polizeifahrzeug in Brand. Über ihnen kreisen Polizeihelikopter. Überall marschieren Beamte in Kampfmontur. Hunderte Demonstranten stellen sich in der Nachbarstadt von Ferguson, in St. Louis, vor dem Polizeigebäude auf. Eine Gruppe junger Leute ruft: «Wir brauchen all die rassistischen Polizisten nicht». Andere schreien: «Keine Gerechtigkeit, kein Frieden.»

Zerstörung in Ferguson

Mindestens ein Dutzend Gebäude brennen in und um Ferguson. Hohe Flammen schlagen in den Nachthimmel. Dichter Qualm liegt in der Luft – Tränengas. Vielleicht sind es auch Blendbomben. Immer wieder knallt es. «Es ist viel schlimmer als während der Proteste im August», sagt der Polizeichef vom Bezirk St. Louis.

Vergeblich rief US-Präsident Barack Obama zuvor zu friedlichen Protesten auf. Die gleiche Bitte äusserten auch Michael Browns Eltern.

Einer der Krawallmacher ist der 19 Jahre alte John. Er erscheint mit einer Gasmaske zum Protest. «Ich bin hergekommen, um das Recht siegen zu sehen, aber nun wissen wir, das ist nicht der Fall. Jetzt geht es los hier, jetzt geht es los», sagte er. Später wirft er einen Ziegelstein in das Schaufenster eines Geschäftes.

Andere wollen nur ihrer Stimme Gehör verleihen. Tetris Franks, Mutter von vier Kindern, spricht von einem «wirklich traurigen Tag». Minuten nach der Urteilsverkündung sagt die 48 Jahre alte Flugbegleiterin: «Die Leben der Schwarzen zählen nicht. Die ganze Sache bringt mich zum Weinen.»

Das vorläufige Fazit: Ein grosser Sachschaden an Gebäuden und Fahrzeugen. Über 60 Personen wurden verhaftet.

Die grosse Befürchtung ist, dass diese Krawalle zum Flächenbrand werden, sagt SRF-Korrespondent Arthur Honegger. Ferguson ist zum Symbol für Polizeigewalt gegen Afroamerikaner geworden.

Viele schwarze Männer fühlen sich im Alltag schikaniert. In der Vergangenheit haben immer wieder Fälle wie jener in Ferguson das Fass zum Überlaufen gebracht, weil es hier eben um mehr geht als um den tragischen Tod eines Einzelnen. Radio-SRF-Korrespondentin Priscilla Imboden führt aus, die Proteste könnten noch Tage dauern.

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