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Leiche eines Ebola-Opfers wird von Männern in Schutzanzügen weggetragen
Legende: Die WHO habe keine «wirkungsvolle und angemessene Antwort» auf die Ebola-Krise vorgelegt, finden unabhängige Experten. Keystone

International Experten werfen WHO Versagen bei Ebola-Bekämpfung vor

In einem Bericht zu den Versäumnissen im Kampf gegen Ebola in Westafrika stellen Fachleute der WHO ein schlechtes Zeugnis aus. Trotz früher Warnungen habe die Gesundheitsorganisation nicht angemessen und vor allem nicht wirkungsvoll reagiert. Nun fordern die Experten «substanzielle Veränderungen».

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bei der Bekämpfung der Ebola-Epidemie in Westafrika kläglich versagt. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht unabhängiger Fachleute. Erstellt wurde dieser unter Leitung von Dame Barbara Stocking von der Universität Cambridge. Stocking war bis 2013 Chefin der Hilfsorganisation Oxfam.

Die unabhängigen Experten kritisieren vor allem das viel zu späte Reagieren der WHO: Spätestens ab Mai 2014 bis weit in den Juli seien bei der Gesundheitsorganisation immer wieder Warnungen vor dem Ausmass der Epidemie eingegangen, die jedoch «nicht zu einer effektiven und adäquaten Reaktion» geführt hätten, kritisiert der Bericht. Dadurch seien nichtstaatliche Organisationen, die in den betroffenen Ländern Hilfsprojekte durchführten, «mit einer Situation konfrontiert worden, auf die sie nicht vorbereitet waren».

Experten: «Welt muss sich auf neue Ausbrüche einstellen»

Aus dem Expertenbericht spricht immer wieder auch Fassungslosigkeit: Angesichts vorhandener Erfahrungen mit Virus-Ausbrüchen sei es «überraschend», dass die WHO bis August 2014 gebraucht habe, um zu erkennen, dass die bislang schwerste und komplexeste Ebola-Epidemie nur durch eine Mobilisierung sämtlicher lokaler und internationaler Ressourcen einzudämmen sein würde.

Margaret Chan in Grossaufnahme
Legende: Hat bereits schwere Fehler beim Kampf gegen Ebola eingestanden: WHO-Chefin Margaret Chan. Keystone

Erst im August hatte die WHO dem Drängen von Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen (MSF) nachgegeben und den Internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen.

Insgesamt haben sich in Guinea, Liberia und Sierra Leone rund 26'000 Menschen mit dem Virus infiziert, seit die Krankheit im Dezember 2013 ausbrach. Liberia konnte inzwischen von der WHO wieder für ebolafrei erklärt werden. Doch die Welt müsse sich auf neue Ausbrüche einstellen, so die Experten. «Es wird von entscheidender Bedeutung sein, künftig innerhalb der WHO eine gesonderte Einheit für Krisenreaktionen zu haben», heisst es in dem Bericht.

Die Expertengruppe war im März 2015 auf Forderung zahlreicher der 194 WHO-Mitgliedstaaten berufen worden. Ihre Empfehlungen werden der 68. Weltgesundheitsversammlung vorliegen, die vom kommenden Montag (18.5.) an in Genf tagt. Sie ist das höchste Entscheidungsgremium der Organisation.

WHO-Chefin verspricht Reformen

«Es ist jetzt der historische Moment gekommen, an dem Weltpolitiker der WHO neue Relevanz verleihen und sie in die Lage versetzen müssen, die Führungsrolle im globalen Gesundheitswesen auszufüllen», heisst es mit Blick auf die Weltgesundheitsversammlung. «Für eine WHO, die fähig sein soll, angemessen auf Gesundheitskrisen zu reagieren, werden substanzielle organisatorische Veränderungen nötig sein.»

In Erwartung des Expertenberichts hatte die WHO bereits am 20. April schwere Fehler bei der Bekämpfung der Ebola-Epidemie eingestanden. Zugleich versprach sie grundlegende Verbesserungen im Umgang mit Seuchen. «Wir werden unsere Arbeitsweise verändern», erklärte WHO-Chefin Margaret Chan und betonte ihrerseits, die Organisation müsse grundlegend reformiert werden.

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