Rund zwei Dutzend Demonstranten stehen auf dem Trottoir und auf der Strasse im Hongkonger Stadtteil Mongkok. Am Geländer haben sie Transparente befestigt: «Freiheit und Demokratie» steht darauf geschrieben. Auf dem Boden klebt ein Porträt des unbeliebten Hongkonger Regierungschefs Leung Chun-ying – das Bild mit dem lächelnden Politiker treten die Demonstranten mit Füssen.
Vor einer Woche lieferten sich 50 Meter von dieser Stelle entfernt Polizisten und Demonstranten eine mehrstündige Strassenschlacht. Die Polizisten hätten angefangen, sagt der 28-jährige Joiz. Er war an jenem Abend mit dabei, versichert aber, er hätte selbst keine Steine geworfen.
Hongkonger bekämpfen Hongkonger
Seinen ganzen Namen möchte er dennoch nicht nennen. «Es ist sehr deprimierend. Die Polizisten wie auch die Demonstranten sind Hongkonger. Soweit sind wir schon, dass sich die Hongkonger gegenseitig bekämpfen», sagt er.
Dabei gehe es ja eigentlich um die Hongkonger Regierung und um die Zentralregierung in Peking, diese seien schuld an alledem. Eine Passantin pflichtet ihm bei: «Diese Menschen kämpfen für die wahre Demokratie. Leider fehlt mir die Zeit, ansonsten würde ich sie auch unterstützen».
So geht es den Demonstranten in erster Linie auch nicht um die vertriebenen Händler mit ihren Fischbällchen, sondern um den wachsenden Einfluss Pekings in Hongkong. Die Aktivisten sind enttäuscht davon, dass die zuvor mehrheitlich friedlichen Proteste sie nicht weitergebracht haben.
Regenschirm-Revolution dient als Vorbild
Noch im Herbst 2014 demonstrierten während der Regenschirm-Revolution Zehntausende auf den Strassen Hongkongs für freie Wahlen. Die sogenannten Regenschirm-Revolutionäre waren während mehrerer Wochen bestens organisiert, während die Fischbällchen-Revolution über Nacht im Chaos endete.
Auch das Demonstranten-Grüppchen in Mongkok wirkt etwas verloren: Seit dem Ende der Regenschirm-Revolution sind sie hier. Sie wollen nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, sagt Sunny Leung, der nach der Arbeit jeweils herkommt. «Ich bin jede Nacht hier und will solange bleiben, bis wir eine wahre Demokratie mit richtigen Wahlen haben.»
Eine Polizeipatrouille kommt vorbei. Es sind rund 30 Mann. Nun sind mehr Polizisten als Demonstranten da. Die Stimmung ist angespannt. Doch es bleibt friedlich. Die Demonstranten rufen ihre Slogans, die Polizisten gehen in Zweierreihen an den ihnen vorbei – vorbei an den gelben Regenschirmen, die die Demonstranten aufgespannt haben, und mit denen sie an die erfolglose Regenschirm-Revolution erinnern.