Über die Hälfte aller US-Gouverneure weigern sich, in ihren Bundesstaaten neue Flüchtlinge aus Syrien aufzunehmen. Auch in der Bevölkerung regt sich immer stärkerer Widerstand gegen Präsident Barack Obamas Plan, dass 10‘000 syrische Flüchtlinge in den USA eine neue Heimat finden.
Immer mehr Menschen befürchten, mit den Migranten könnten zugleich Terroristen ins Land geholt werden und sehen sich durch die Terroranschläge in Paris darin bestätigt. Immer wieder kommt ein Fall aus Kentucky zur Sprache, bei dem zwei Flüchtlinge aus dem Irak angeklagt wurden, weil sie Geld und Waffen an eine Al-Kaida-Gruppe in ihrer alten Heimat geschickt hatten. Vor allem die Bevölkerung auf dem Land ist skeptisch.
Nächstenliebe in Spartanburg
Viele Amerikaner befürchten auch, dass die Muslime aus Syrien die christliche Kultur unterwandern könnten. So auch in Spartanburg, South Carolina. Dort sollen 100 Flüchtlinge angesiedelt werden.
Reverend DJ Horton und seine Kirche setzen sich dafür ein, die Migranten aufzunehmen. Sie argumentieren mit Nächstenliebe: «In der Bibel steht nirgends geschrieben, dass wir Erdenbürger von uns aus entscheiden sollen, wem wir helfen und wem nicht. Wir sollten allen, die in Not sind, ein Glas Wasser, ein warmes Essen und eine Unterkunft im Namen des Herrn anbieten», sagt Baptisten-Prediger Horton.
Nicht alle Spartanburger denken so
Bei einer Veranstaltung in der Lokalbibliothek zeichnet Evan Mulch von der erzkonservativen John Birch Society dagegen ein düsteres Bild zum Thema Flüchtlinge. Es finde eine Verschwörung gegen die USA statt, behauptet er. «Was, wenn die Polizei diese Leute nicht mehr im Griff hat? Erleben wir dann in South Carolina Unruhen wie in Baltimore und Ferguson?», fragt er sein Publikum. Die 30 Frauen und Männer im Saal nicken. Mulch bestätigt, was sie schon lange denken.
«Es wäre ein Fehler, diese syrischen Flüchtlinge aufzunehmen», sagt eine ältere Dame nach der Veranstaltung. «Die vielen jungen Männer – warum hat es nicht mehr Frauen und Kinder?» Wer in Not sei, solle kommen, sagt ein anderer Besucher, «aber wir müssen sicher sein, dass uns diese Leute auch gut gesinnt sind».
Viel Lärm um nichts
Viele Leute hätten halt Angst, gibt Reverend DJ Horton zu bedenken. Die Welt verändere sich stark und sie glaubten, wenigstens ihre eigene Gemeinde vor den Veränderungen bewahren zu können. Horton hofft, dass sich diese Menschen noch umbesinnen.
Bis jetzt ist das viel Aufregung um nichts, denn noch sind keine syrischen Flüchtlinge nach Spartanburg gekommen, wie das US-Aussenministerium auf Anfrage von Radio SRF bestätigt. Wegen des grossen Widerstands sei der Plan bis auf weiteres auf Eis gelegt worden, teilte auch die Organisation mit, die für die Flüchtlinge vor Ort verantwortlich wäre.