Proteste der liberalen Opposition haben in Ungarn den Festakt zum Gedenken an die ungarische Revolution von 1956 begleitet.
Zur Feier vor dem Parlament erschienen am Sonntag mehrere tausend Anhänger der rechts-nationalen Regierun. Die mehrheitlich jugendlichen Gegendemonstranten sammelten sich indes an den Rändern des Parlamentsvorplatzes, riefen «Diktator! Diktator!» und bliesen in Trillerpfeifen. Pfiffe gab es auch für Orbans Ehrengast, den polnischen Präsidenten Andrzej Duda. Stellenweise kam es zu Rangeleien zwischen Regierungsanhängern und Protestierenden.
Orban sichtlich verärgert
Die Regierungsgegner übertönten in ihrem Umkreis die Reden Orbans und Dudas. Auf der fast 100 Meter entfernt gelegenen Tribüne dürften sie jedoch weniger deutlich zu hören gewesen sein. Aber immerhin noch deutlich genug, dass ein enervierter Orban in seiner Rede immer lauter wurde, um sie zu übertönen. Auch seine Mimik verriet starken Ärger.
Kritiker werfen Orban den Abbau der Demokratie vor und damit auch die Verhöhnung des Andenkens an den anti-sowjetischen ungarischen Volksaufstand vor 60 Jahren.
«Sowjetisierung durch Europa vermeiden»
In seiner Ansprache anlässlich des Jahrerstages verteidigte Orban seine harsche Abschottungspolitik gegenüber Flüchtlingen. Er geisselte das Europa der EU dafür, dass es stets den bequemeren Weg gehe: «Statt eigener Kinder wählt es Migranten, statt Arbeit die Spekulation», sagte er.
Seine Land müsse sich
gegen die Sowjetisierung durch Europa stemmen. «Wir wollen eine europäische Nation sein, nicht eine Nationalität innerhalb Europas», sagte der Rechtskonservative, der von seinen Anhängern bejubelt wurde.
Anlass für den Festakt war das Gedenken an den Aufstand in Ungarn 1956 . Am damaligen 23. Oktober hatte im Land eine Revolte gegen die stalinistische Herrschaft begonnen. Sie wurde knapp zwei Wochen später von sowjetischen Truppen blutig niedergeschlagen.