Das Rennen um die Nachfolge von UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon ist voll im Gang. Erstmals wird der Kandidat nicht hinter verschlossenen Türen von den Vetomächten ausgekungelt. Kandidaten-Hearings sollen Transparenz bringen.
Offizielle Kandidaten für das UNO-Generalsekretariat
Im Dezember tritt Ban Ki-Moon als UNO-Generalsekretär ab. Die Besetzung dieses wichtigsten Postens auf der Weltbühne erfolgte bislang völlig unprofessionell und klandestin – das soll jetzt ändern. Immer mehr UNO-Länder sind nicht mehr bereit, einfach abzuwarten, bis die fünf UNO-Vetomächte einen neuen Generalsekretär aus dem Hut zaubern.
Vetomächte haben die Wahl
Diesmal müssen die Anwärter erstmals ihre Kandidatur öffentlich erklären und dann der UNO-Generalversammlung mehrere Stunden lang Red und Antwort stehen. Für den langjährigen UNO-Kenner am International Peace Institut, Francesco Mancini, ist das ein gewaltiger Fortschritt: «Das ist grossartig!»
Eine erste Hearing-Runde fand im Frühjahr statt, eine weitere beginnt heute. Zwar ist es den Grossmächten laut UNO-Charta immer noch unbenommen, trotzdem jemanden zu küren, der gar nicht an den Anhörungen teilnahm. Sie müssen auch nicht jenen auswählen, der dort am besten abschnitt. Allerdings würde es wohl einen Aufschrei provozieren, wenn sie sich einfach um den neuen Auswahlprozess foutierten.
Erstmals eine Frau?
Manche hoffen gar, der UNO-Sicherheitsrat werde der Generalversammlung erstmals nicht nur einen Einervorschlag zum Abnicken unterbreiten, sondern zwei Personen zur Auswahl. Gemäss Gewohnheitsrecht stünde das Amt diesmal der osteuropäischen Staatengruppe zu. Sie besetzte als einzige den Topposten noch nie. Zudem ertönt der Ruf immer lauter, endlich eine Frau zur UNO-Chefin zu küren.
Tatsächlich gibt es mehrere valable Kandidaten aus Osteuropa und vor allem einige sehr wählbare Frauen. Bei ihren Auftritten bisher am besten abgeschnitten haben die heutige Chefin des Uno-Entwicklungsprogramms Helen Clark sowie der frühere Chef des UNO-Flüchtlingshilfswerks Antonio Guterrez. Clark allerdings stammt aus Neuseeland und Guterrez ist Portugiese – und erst noch keine Frau.
Beide Bedingungen erfüllen würde hingegen die Bulgarin Irina Bokowa. Die jetzige Generaldirektorin der Unesco vermochte in den Frühjahrshearings allerdings nur mässig zu überzeugen.
Bislang kein Thema ist in New York eine Kandidatur des Schweizer Aussenministers Didier Burkhalter für Bans Nachfolge – entgegen allen Spekulationen hierzulande.
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