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International IKRK-Sprecherin: «Unsere Mitarbeiter waren sprachlos»

In der belagerten syrischen Stadt Madaja konnte eine erste Ladung Lebensmittel und Medikamente verteilt werden. Doch die Not der bis zu 42'000 Bewohner bleibt immens, warnt eine IKRK-Sprecherin. Am Donnerstag will der Hilfskonvoi zurückkehren – wenn es die Kriegsparteien zulassen.

Erstmals seit Mitte Oktober hat in der Nacht ein Hilfskonvoi die belagerte syrische Stadt Madaja erreicht. Er brachte den schätzungsweise 42'000 Menschen, die dort Hunger leiden, 330 Tonnen Nahrungsmittel und Medikamente. Für viele von ihnen dürfte die Hilfe allerdings zu spät kommen. Nach Informationen der UNO sind gegen 400 Bewohner akut vom Hungertod bedroht und müssen schnellstmöglich aus der Stadt herausgebracht werden.

Welch verstörendes Bild sich den Helfern bot, berichtet IKRK-Sprecherin Dibeh Fakhr gegenüber SRF News. Und sie warnt eindringlich: Bei dieser einen Hilfslieferung dürfe es nicht bleiben.

SRF News: Welche Zustände trafen die Helfer in Madaja an?

Dibeh Fakhr: Herzzerreissend trifft es nicht annähernd. Ich musste weinen, als mir unsere Mitarbeiter von der Situation vor Ort erzählten. Die Leute waren unendlich verzweifelt und fragten immer wieder, ob man denn auch wirklich Nahrungsmittel dabei habe. Kinder rannten herbei. Manche Bewohner haben offenbar seit fast einer Woche überhaupt nichts mehr gegessen und können sich kaum auf den Beinen halten. Der Preis für ein Kilo Reis ist auf rund 200 Dollar gestiegen, ein Kilo Zucker kostet 150 Dollar.

Gab es Schwierigkeiten bei der Verteilung der Hilfsgüter?

Einige reagierten bei der Ankunft des Konvois wütend – sie konnten nicht verstehen, wieso man nicht früher kommen konnte. Aber grundsätzlich verlief die Aktion ohne grössere Probleme. Um vier Uhr morgens verliessen die Lastwagen die Stadt wieder. Sie fuhren zurück nach Damaskus, um die Fahrzeuge neu zu beladen.

Wie ist aktuell die medizinische Versorgung in der Stadt?

Es gibt zahlreiche schwerwiegende Fälle: Diese Bewohner müssen dringend aus Madaja herausgebracht werden, weil sie in der Stadt nicht behandelt werden können. Andere Menschen bewegen sich zwischen Leben und Tod, sie müssen zwingend medizinische Hilfe in Madaja erhalten, da sie eine Evakuierung vermutlich nicht überstehen würden.

Wie wir sehen konnten, wurde eine Art provisorisches Spital errichtet. Die Bedingungen dort sind jedoch furchtbar. Es gibt keine Betten oder Matratzen, die – zum Teil schwerstkranken Patienten – liegen auf dem Boden, nur in eine Decke gehüllt. Unsere Leute waren sprachlos. Immerhin konnten wir diverses medizinisches und chirurgisches Bedarfsmaterial abliefern, aber es reicht bei weitem nicht.

Dibeh Fakhr

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Dibeh Fakhr ist die für den Nahen Osten zuständige IKRK-Mediensprecherin in Genf.

Sind Sie zuversichtlich, dass bald Evakuierungen stattfinden können?

Wir werden sehen. Man darf nicht vergessen, dass Evakuierungen aus einer belagerten Stadt extrem kompliziert sind. Die Vorbereitungen erfordern sehr viel Zeit, es braucht intensive Verhandlungen mit den Konfliktparteien.

Wie geht es grundsätzlich weiter in Madaja?

Dass die Hilfe Madaja endlich erreicht hat, ist eine sehr positive Entwicklung. Doch eine einmalige Aktion ist natürlich nicht genug und hilft den Menschen langfristig nicht. Wir brauchen unbedingt regelmässigen Zugang zu dieser und auch zu anderen belagerten Regionen. Unser Plan ist, dass wir am Donnerstag nach Madaja zurückkehren, damit wirklich alle Bewohner versorgt werden können. Ob uns das gelingt, ist noch unklar.

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