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International Indien: Erstes Vergewaltigungs-Urteil löst Empörung aus

Mehr als acht Monate nach der schockierenden, tödlichen Gruppenvergewaltigung hat ein Gericht in Neu-Delhi ein erstes Urteil gefällt. Ein Täter bekommt drei Jahre Jugendarrest. Das sei zu wenig, findet die Familie des Opfers.

Sie wurde entführt, vergewaltigt und erlag später ihren Verletzungen. Die Gruppenvergewaltigung der 23-jährigen Inderin vom vergangenen Dezember löste nicht nur in Indien Proteste aus, erschütterte auch die Welt. Ein Jugendgericht hat nun den ersten der sechs Täter zu drei Jahren Jugendarrest verurteilt. Es ist die höchstmögliche Strafe für den 18-Jährigen, der zur Tatzeit noch minderjährig war. Deshalb kam das mildere Jugendstrafrecht zur Anwendung.

Interview

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Legende: Keystone

«Viele Inder sehen Frauen als minderwertige Geschöpfe», sagt SRF-Südasien-Korrespondentin Karin Wenger. Mit SRF News Online sprach sie über das Frauenbild in Indien und wie der Vergewaltigungsfall das Land geprägt hat. Das Interview.

Das Gericht sprach ihn in 6 von 13 Anklagepunkten schuldig – darunter Mord, Gruppenvergewaltigung, Vernichtung von Beweismaterial und Verabredung zur kriminellen Handlung. Der Täter selbst bekannte sich stets unschuldig.

Die Eltern des Opfers reagierten empört über die dreijährige Haftstrafe. Sie kündigten an, das Urteil anzufechten. Es sende ein falsches Signal an andere potenzielle jugendliche Täter. «Wenn er (der Jugendliche) die Tat eines Erwachsenen begangen hat, dann sollte er auch wie ein Erwachsender behandelt werden», sagte die Mutter vor dem Gerichtsgebäude. «Wir wollen alle Angeklagten hängen sehen.»

Ein Täter hat sich offenbar erhängt

Der Mordprozess gegen die volljährigen Verdächtigen vor einem Schnellgericht in Neu-Delhi dauert noch an. Ein Urteil wird in den kommenden zwei Wochen erwartet. Beobachter gehen davon aus, dass die Männer die Todesstrafe erhalten werden.

Ein weiterer mutmasslicher Täter wurde im März erhängt in seiner Gefängniszelle aufgefunden. Die Behörden sprachen von Selbstmord, seine Familie und sein Anwalt hingegen behaupteten, es sei Mord gewesen.

Aus armen Verhältnissen

Der Jüngste der Gang stammt aus einer sehr armen Familie. Er lief nach Angaben aus Polizeikreisen schon im Alter von 11 Jahren aus seinem Heimatdorf in Uttar Pradesh davon und landete in der indischen Hauptstadt.

Dort arbeitete er in einigen Strassenkneipen, lieferte Milch, säuberte Busse und verkaufte Fahrkarten. Dabei soll er den gestorbenen Hauptangeklagten kennengelernt haben.

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