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Indiens Premier Modi
Legende: Premier Modi: Der Mann, der Indiens Wirtschaftsmotor zünden wollte, hat Anlaufprobleme. Reuters

International Indiens Wirtschaft kommt nicht auf Touren

Im Mai kam Narendra Modi und seine hindu-nationalistische Partei BJP in Indien an die Macht. Ihr Versprechen: Arbeitsplätze schaffen, ausländische Investoren ins Land holen, die indische Wirtschaft wieder auf Vordermann bringen. Was ist jetzt, sieben Monate nach Modis Amtsantritt, daraus geworden?

«Make in India!» (Produziert in Indien), ruft Narendra Modi ausländischen Investoren seit Monaten zu. Zhu Zhiguo ist dem Ruf gefolgt. Der chinesische Investor will im kommenden Jahr eine Fabrik für Solaranlagen in Indien aufbauen. Narendra Modi hat versprochen, Solarenergie zu fördern und Unternehmer zu unterstützen.

Zhu Zhiguo: «Nicht nur ich, sondern alle chinesischen Investoren freuen sich über die Entwicklung, die Narendra Modi Indien bringen wird und die Chancen, die wir damit bekommen. Modi wird neue Gesetze schaffen und den Indern eine grossartige Zukunft bereiten.»

Die Industrie schrumpfte sogar

Narendra Modi wird die Wirtschaft wieder in Schwung bringen. Das glaubten in- und ausländische Geschäftsleute beim Machtwechsel im Mai. Auch Ratan Tata, einer der einflussreichsten Unternehmer in Indien, setzte noch vor ein paar Monaten grosse Hoffnung in den neuen Ministerpräsidenten. Er sagte in einer Talkshow: «Wir können alle hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Herr Modi hat in Gujarat bewiesen, dass er ein Macher ist. Ich bin überzeugt, dass er Indien zum früheren Wachstum zurückführen wird.»

Zu den besten Zeiten lag dieses Wachstum bei knapp zehn Prozent. Vor einem Jahr war es noch halb so gross. In diesem Jahr ist es nur wenig gewachsen, die Industrie schrumpfte gar. Und der chinesische Investor Zhu Zhiguo ist ein Einzelfall.

Ansturm ausländischer Investoren blieb aus

Die Welle von ausländischen Investoren, die ins Land schwappen sollte, blieb bislang aus. Jayti Ghosh, Professorin an der Nehru Universität in Neu Delhi, sagt wieso: «Es sind alles bloss Worte, kaum etwas ist wirklich geschehen. Und das was die Regierung Modi wirklich zu ändern versucht, wird die Situation der meisten Inder verschlimmern - nicht verbessern.»

Zum Beispiel sollen Unternehmen in Zukunft einfacher Land kaufen und weniger Entschädigung an Landbesitzer zahlen müssen. Im Gesundheits- und Bildungssektor spart die Regierung, dafür gibt's für Firmen billiges Geld von den Banken und Steueranreize für ausländische Investoren. Doch diese zögern aus einem anderen Grund: Korruption, Bürokratie, sowie schlechte Infrastruktur gehören zu den grössten Hindernisse für Firmen in Indien. Sie bleiben weiterhin bestehen.

Wer für die Visionen Modris zahlt, ist unklar

Modi habe grosse Visionen für grosse Infrastrukturprojekte, Wirtschaftszentren und schnelle Züge, sagt Arun Kumar, ebenfalls Wirtschaftsprofessor an der Nehru Universität. Aber: «Wie er seine Visionen erreichen will und wer dafür zahlen soll, ist nicht klar. Stattdessen haben Hindu-Nationalisten in den letzten Monaten Muslime und Christen gezwungen zum Hinduismus zu konvertierten. Im Parlament führt das zu Aufruhr, die Parlamentsgeschäfte liegen lahm, aber Modi schweigt. Auch diese Unsicherheit schreckt Investoren ab.»

Einen Erfolg gibt's jedoch: Die Inflation ist stark gesunken. Dem fallenden Ölpreis sei Dank - nicht Narendra Modi.

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