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Granate explodiert in Kobani.
Legende: Scheinbar wahllos schlagen die Geschosse des IS in Kobani ein. Bisher widersetzt sich die Stadt den Gotteskriegern. Keystone

International IS erhöht Druck auf Kobane

Der Sturm der Kämpfer des Islamischen Staates (IS) auf die Kurdenstadt dauert weiter an. Bisher sind die Geländegewinne der Gotteskrieger aber bedeutungslos.

Fakten zu Kobane

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Kartenausschnitt mit Syrien, Irak und der Türkei.
  • Name der Stadt auf Arabisch: Ain al-Arab
  • Einwohner: 54'700 (Stand 2007); Schätzung 2014: rund 100'000 Menschen.
  • In Kobane leben hauptsächlich Kurden.
  • Die Stadt war immer wieder Schauplatz von Kämpfen, unter anderem wegen ihrer strategisch wichtigen Lage direkt an der Grenze und dem reichlichen Trinkwasser, das sich hier sammelt.

Trotz neuer Luftschläge der von den USA geführten Koalition hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ihren Druck auf die nordsyrische Stadt Kobane auch am Wochenende aufrechterhalten. Mittlerweile sollen die IS-Kämpfer nur noch einen Kilometer vor der Kurdenstadt an der Grenze zur Türkei stehen.

Die US-Luftwaffe flog am Wochenende nach eigenen Angaben zahlreiche Angriffe auf Stellungen und Fahrzeuge der Dschihadisten. Wie das US-Zentralkommando mitteilte, zerstörten Kampfflugzeuge in der Nähe von Al-Rakka eine Stellung und sechs Abschussvorrichtungen der Dschihadisten.

Dschihadisten verstärken Truppen

Nordwestlich der syrischen Stadt Al-Majadin am Euphrat wurden zudem zwei Panzer, ein Bulldozer und ein weiteres Fahrzeug zerstört. Trotzdem gelang es den IS-Kämpfern offenbar, ihre Kräfte um Kobane weiter zu verstärken.

Die Dschihadisten hätten Verstärkung aus ihren Hochburgen in Al-Rakka und Deir as-Sau hinzugezogen, berichtete die PKK-nahe Agentur Firat unter Berufung auf Angaben der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG), die die Stadt verteidigen.

Wirksamere Luftschläge gefordert

Die von der US-Luftwaffe angeführten Angriffe auf die Dschihadisten reichten nicht aus, um diese zu stoppen, sagte der stellvertretende Aussenminister der Kurdenregion, Idris Nahsen der Nachrichtenagentur AFP.

Frau reisst IS-Kämpfer in Tod

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Eine kurdische Kämpferin tötete offenbar bei einem Selbstmord-Attentat südlich von Kobane Dutzende IS-Kämpfer. Wie die kurdische Nachrichtenseite Welati meldete, drang die Frau in das vom IS kontrollierte Gebiet vor, um den Anschlag zu verüben. Die Attentäterin war Mitglied der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG), wie deren Kommandant sagte.

Er forderte die von den USA angeführte Militärallianz auf, den kurdischen Verteidigungseinheiten im Kampf gegen die vorrückende IS-Miliz «schwere Waffen, gepanzerte Fahrzeuge, Kanonen und Raketen» zur Verfügung zu stellen. Ausserdem müssten die Luftangriffe gegen den Islamischen Staat «wirksamer» geführt werden.

IS-Kämpfer gehen mit Panzern vor

Die Kämpfe am Wochenende konzentrierten sich kurdischen Angaben zufolge auf einen strategisch wichtigen Hügel ausserhalb der Stadt. Ein Übersetzer der kurdischen Partei PYD sagte der Nachrichtenagentur Reuters, bisher sei es den Kurden zwar gelungen, die Einnahme des Hügels durch den IS zu verhindern. Die IS-Kämpfer gingen aber massiv mit Panzern und Granaten vor.

Auf Youtube-Videos ist zu sehen, wie die kurdischen Kämpfer mit Kalaschnikows und Panzerfäusten aus Kobane heraus versuchen, die IS-Panzer am Vorrücken zu hindern. Einige Quellen gaben an, dass IS-Kräfte mittlerweile bis auf einen Kilometer an die Stadt herangekommen sind.

Türkei zögert weiter mit Militäreinsatz

Kurdische Kämpfer haben den Vormarsch der IS-Miliz auf Kobane seit zwei Wochen trotz mangelhafter militärischer Ausrüstung abgewehrt. Seit Beginn der Gefechte flohen 180'000 Menschen aus Kobane und den umliegenden Dörfern über die Grenze in die Türkei.

Die Köpfe hinter IS

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Der Islamische Staat (IS) hat in den von ihr kontrollierten Teilen Syriens und des Irak ein Kalifat ausgerufen. Der Miliz gehören Tausende Kämpfer aus beiden Ländern, aber auch aus anderen Staaten an. Ihre Führung rekrutiert sich aus Extremisten mit Kampferfahrung im Irak. Hier eine Übersicht der wichtigsten Krieger hinter der Organisation.

In einem türkischen Dorf an der Grenze wurden Augenzeugen zufolge mindestens fünf Menschen durch Querschläger der Kämpfe in Syrien verletzt. Die Türkei hat bislang nicht in die Gefechte eingegriffen, obwohl das Parlament in Ankara gerade erst grünes Licht für Militäreinsätze gegen den IS gegeben hat.

Weiterer US-Geisel droht die Hinrichtung

Nach der Ermordung einer weiteren britischen Geisel durch IS-Kämpfer droht unterdessen Premierminister David Cameron der Extremisten-Miliz mit Vergeltung. Es werde alles getan, «um diese Organisation zu besiegen, die Menschen auf eine zutiefst unbarmherzige, sinnlose und barbarische Art behandelt», sagte Cameron am Wochenende.

Der IS drohte inzwischen, eine weitere US-Geisel zu ermorden. Die Eltern eines Amerikaners, den die Terrormiliz in ihrer Gewalt hat, baten in einem Video um Gnade für ihren Sohn. «Wir flehen seine Entführer an, sich zu erbarmen und ihre Macht zu nutzen, um unseren Sohn gehen zu lassen», sagten sie.

Der 26-Jährige hatte nach einem Bericht der «Washington Post» von April bis Juli 2007 als Soldat im Irak gedient und war nach seiner Zeit bei der US-Armee als Entwicklungshelfer nach Syrien gegangen.

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