In Island hat die Neuwahl des Parlaments begonnen. Es sieht nicht gut aus für Ministerpräsidentin Jóhanna Sigurdardóttir .
Konservative und Liberale können nach der letzten Umfrage des Gallup-Institutes mit einer absoluten Mehrheit von 52,6 Prozent rechnen. Dagegen wurden der Regierungskoalition von Sigurdardóttir (70) nur 24,6 Prozent der Stimmen vorausgesagt. Sozialdemokraten und Linksgrüne würden damit vor der Halbierung ihrer Stimmenzahl von 2009 stehen, als sie die Regierung ein halbes Jahr nach dem Kollaps der isländischen Banken übernahmen.
Volk leidet unter Folgen der Finanzkrise
Die eigenen Schulden als Konsequenz der Finanzkrise stehen für viele Isländer immer noch im Vordergrund, wie Bruno Kaufmann, Nordeuropa-Korrespondent, gegenüber «SRF 4» erklärt. Der Bevölkerung geht es zwar wieder besser als früher. Noch immer sind aber viele Haushalte bis über beide Ohren verschuldet. Der Regierung um Sozialdemokratin Sigurdardóttir kommt deshalb von der Bevölkerung kein gutes Urteil zuteil.
Zudem war die Regierung intern so zerstritten, dass nicht klar wurde, welche Ziele sie eigentlich verfolgte. Die einen strebten den EU-Beitritt an, die anderen wollten Island isolieren. Das habe nicht sehr überzeugt, so Kaufmann.
Konservative wollen EU-Beitritt stoppen
2009 hatte Island ein Beitrittsgesuch bei der EU eingereicht – de facto aber ist Island weit weg davon. Es sieht danach aus, dass die Verhandlungen nach den Wahlen nicht mehr weitergeführt werden. Denn: Der konservative Spitzenkandidat Bjarni Benediktisson will die Beitrittsverhandlungen seines Landes mit der EU abbrechen.
Benediktissons Unabhängigkeitspartei lag in einer Umfrage mit 27,9 Prozent vor der liberalen Fortschrittspartei mit 24,7 Prozent. Die auf der Atlantikinsel traditionell dominierenden Konservativen mussten 2009 als politisch Hauptverantwortliche für das Bankendesaster in die Opposition wechseln.
Kollaps des Bankensystems 2008
Island war 2008 als eines der ersten Länder der Welt in den Strudel der globalen Finanzkrise geraten. Vor viereinhalb Jahren brachen die grossen Banken des Landes zusammen. Die Regierung wurde in die Wüste geschickt. Bis zum Ausbruch der Wirtschafts- und Finanzkrise hatte Island einen der höchsten Lebensstandards weltweit.