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Das Gesicht von Sheldon Adelson
Legende: Israelischer Medienmogul: Der amerikanische Multimilliardär Sheldon Adelson. Reuters

International Israels Medien rutschen immer mehr nach rechts

Die Lage in Israel und Palästina spitzt sich weiter zu. Oberwasser haben auf beiden Seiten die Scharfmacher. Die israelischen Medien fördern diese Entwicklung: Rechtspopulistische, nationalistische Medien werden immer stärker, während moderate Zeitungen ums Überleben kämpfen.

Sheldon Adelson gehört mit einem Vermögen von rund vierzig Milliarden Dollar zu den zehn reichsten Männern der Welt. Der Achtzigjährige hat sein Geld mit Spielkasinos in Las Vegas verdient. Er sei ein typischer «Selfmademan», einer von ganz unten, erzählte er neulich im US-Sender ABC.

Netanyahu verschärft Rhetorik

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Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat der radikalislamischen Hamas weitere harte Militärschläge im Gazastreifen angedroht. Im Kampf gegen die Hamas sei es an der Zeit, «die Samthandschuhe auszuziehen». Seine bisherige Zurückhaltung führte am Montag hingegen zum Bruch mit der ultrarechten Partei Israel Beitenu.

Der alte Mann aus einer ukrainisch-jüdischen Familie will auch Politik machen. In den USA finanziert er das rechte Lager der Republikaner. In Israel eilt er seinem Freund, Regierungschef Benjamin Netanyahu, zu Hilfe. Er gründete die Gratis-Tageszeitung «Israel Hayom» und machte sie zur grössten Zeitung im Land.

Drohungen gegen Iran

Danach kaufte er die wichtigste religiöse Zeitung «Makor Rishon» und ein grosses Nachrichtenportal. Über seine eigenen Medien lässt er in Israel rechtsnationale Sichtweisen verbreiten: Vor einem Publikum jüdischer Falken drohte er dem Iran mit einem Atomangriff, falls dieser das Atombombenprogramm nicht sofort einstelle.

Und Adelson drückt mit seiner wachsenden Medienmacht gemässigt-rechte und linke Publikationen noch näher an den Rand des Abgrunds. Massiv unter Druck ist die einst grösste Zeitung im Land, «Yedioth Ahronoth». Das linksliberale Intelligenzblatt «Haaretz» ist gar nur noch ein Schatten seiner selbst.

Wirtschaftliche Misere begünstigt politische Einflussnahme

Die zentristische «Maariv» wurde zwar soeben von einem israelischen Geschäftsmann gerettet – doch die Zukunft bleibt ungewiss. Die linke Arbeiterzeitung «Davar» ging bereits unter.

Die einst liberale «Jerusalem Post» wurde 1989 vom konservativen Kanadier Conrad Black gekauft und auf Rechtskurs getrimmt, ist aber heute wieder etwas offener.

Das Problem ist laut Yitzhar Be'er, dem Direktor der Nichtregierungsorganisation Keshev, dass viele israelische Titel existenziell bedroht und daher auch gegenüber dem Druck der Netanyahu-Regierung empfindlich sind.Zudem müssten sie ihre Redaktionen verkleinern. Es gebe also immer weniger Leute für aufwendige, kritische Recherchen, sagt Be'er dem Internetsender The Real News.

Rechter Populismus im Aufwind

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Netanyahu bringt zugleich den Staatsrundfunk immer forscher auf Kurs. Der wichtigste Privatfernsehsender Channel 10 kämpft ums Überleben. Webmedien gibt es zwar viele, doch kaum welche mit bedeutenden Recherchekapazitäten. Israels einst blühende Medienlandschaft verdorrt.

Der mediale Populismus von Rechts wird immer lauter, und immer weniger Israelis hören sich auch andere Stimmen an, klagt Publizistikprofesser Gadi Wolfsfeld aus Herzliya. Denkbar schlechte Voraussetzungen also für eine Entspannung im Nahostkonflikt.

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