Die türkische Polizei hat in der Nacht auf Mittwoch die zweite Offensive innert Tagesfrist gegen die Demonstranten auf dem Taksim-Platz gestartet. Erneut kam es zu brutalen Auseinandersetzungen. Es flogen Steine und Molotowcocktails, auf die die Polizei mit Wasserwerfern und Tränengas antwortete. Die Demonstranten zogen sich schliesslich in Nebenstrassen und in den benachbarten Gezi-Park zurück. Am frühen Morgen war auf dem Platz weitgehend Ruhe eingekehrt. Es waren nur noch Bulldozer zu sehen, die Trümmer und Barrikaden wegräumten.
Stunden zuvor hatte Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan vor Abgeordneten seiner Partei AKP die Demonstranten auf dem Taksim-Platz ermahnt, die Proteste aufzugeben. «Es ist vorbei!», sagte er und warnte, ab sofort gebe es «keine Toleranz» mehr.
Die Polizei war am Dienstagmorgen erstmals seit Beginn der Protestwelle gegen die konservative Regierung von Erdogan wieder auf den Taksim-Platz vorgestossen. Mit Tränengas, Wasserwerfern und Gummigeschoss ging sie gegen die Demonstranten vor. Dennoch wagten diese sich immer wieder auf den Platz und entzündeten Feuer. Die Strassenschlachten dauerten bis in die Nacht.
Erdogan, der immer stärker in die Kritik gerät, verteidigte den massiven Polizeieinsatz und bezeichnete die Türkei als Opfer konzentrierter Angriffe aus dem In- und Ausland.