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International Kämpfe um Mariupol bis zur Waffenruhe

In den umkämpften Gebieten der Ostukraine soll ab Freitagnachmittag eine Waffenruhe gelten. Vor der strategisch wichtigen Stadt Mariupol im Südosten der Ukraine ist aber bis zuletzt gekämpft worden. Pro-russische Rebellen stehen am Stadtrand.

Ukrainische Soldaten
Legende: In der Stadt Mariupol haben die ukrainischen Streitkräfte Checkpoints errichtet. Reuters

Ungeachtet der für Freitagnachmittag vereinbarten Waffenruhe, wurde vor der Stadt Mariupol weiter gekämpft. Pro-russische Separatisten waren bis nach Mariupol im Südosten der Ukraine vorgedrungen. Gemäss SRF-Korrespondent Christof Franzen, der sich vor Ort befindet, hörte man in der Stadt gelegentlich dumpfen Kanonendonner.

In der Stadt selber war es ruhig. Doch die Situation könne sich aber jeden Moment ändern. Am Donnerstag waren die Separatisten bis rund 20 Kilometer vorgerückt. SRF-Korrespondent Christof Franzen berichtete von Kämpfen in den Vororten von Mariupol.

Waffenruhe vereinbart

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Die Führung in Kiew und die pro-russischen Separatisten haben sich erstmals auf eine Waffenruhe geeinigt. Sie soll am Freitagabend in Kraft treten. Lesen Sie hier mehr.

«Die Menschen in der Stadt sind schockiert von den Ereignissen. Sie haben die Nacht in den Kellern verbracht. Politische Fragen sind in den Hintergrund gerückt. Man will nur Ruhe und ein Leben wie früher.» Die Bevölkerung wolle nicht, dass sich hier eine Situation wie in Lugansk wiederhole.

Auch in der ostukrainischen Stadt Donezk wurde gekämpft. Die Aufständischen sprachen von 23 Toten in den eigenen Reihen. Bei der Armee kamen demnach 14 Soldaten ums Leben. Der Stadtverwaltung von Donezk zufolge starben fünf Zivilisten.

150 ukrainische Soldaten im Einsatz

Am Donnerstagabend hatte auch die OSZE-Beobachtermission in der Ukraine von «verstärkten militärischen Aktivitäten» nahe Mariupol berichtet. Die Beobachter sprachen von Truppenaktivitäten, brennenden Feldern, Artellerie-Feuern und Kämpfen mit Toten im Osten der Stadt.

Bewohner der Stadt und die ukrainischen Behörden fürchteten, dass Mariupol bald angegriffen werden könnte und dass «irreguläre Truppen» in die Stadt einziehen könnten, heisst es einer Mitteilung der OSZE-Beobachtermission.

«Freiwillige» im Einsatz

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Nach wiederholten Dementis des Kremls haben Moskaus Staatsmedien erstmals ausführlich über russische Soldaten in Reihen der Separatisten in der Ukraine berichtet. Mehrere Fernsehkanäle strahlten fast gleichzeitig Sendungen über «Freiwillige» aus, die im Kampf gegen die ukrainische Armee als «Helden» ihr Leben liessen.

Bei einem Checkpoint im Osten der Stadt haben die Beobachter nach eigenen Angaben rund 16 militärische Fahrzeuge ausgemacht, darunter Lastwagen und gepanzerte Truppenfahrzeuge. Zu wem diese Fahrzeuge gehören, geht aus den Angaben nicht hervor. Allerdings hätten die Beobachter 100 bis 150 ukrainische Soldaten, möglicherweise von der Nationalgarde, gesehen.

Bis zu 60 Explosionen

Einwohner hätten kurz nach Donnerstagmittag 50 bis 60 Explosionen gehört und weitere vier Explosionen kurz nach 17 Uhr, heisst es weiter. Nach diesen Quellen gab es bei den Kämpfen bei einem Dorf auch Tote. Die Beobachter selbst sahen brennende Felder bei einer Strasse, die zum Ort Shyrokyne führt. Es scheine, dass weder die ukrainische Seite noch die irregulären Truppen das Dorf kontrollierten.

Die Beobachter wollen ihre Arbeit in Mariupol weiterführen. Aufständische hatten am Donnerstag angegeben, sie seien mit gepanzerten Fahrzeugen an die Hafenstadt herangerückt. Sie wollten die Kontrolle über die Stadt erlangen, die sie in einer früheren Phase der Kämpfe bereits einmal gehalten hatten.

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