Für die Stromproduktion aus Wind ist die marokkanische Atlantikküste hervorragend geeignet, ja sie gilt als eine der besten Windgebiete überhaupt.
Windkraft gegen Menschenrechte
Doch Marokko baut seine Windanlagen besonders in den besetzten Gebieten der Westsahara aus. Bis 2020 will das Land seine Produktion verdoppeln, 40 Prozent der zusätzlichen Kapazität sollen in der Westsahara gebaut werden. Mit von der Partie sind die deutsche Siemens und der französische Energiekonzern Enel. Der Export von Strom nach Europa ist ein gutes Geschäft. Vor allem auch für das marokkanische Königshaus, das mit einer eigenen Energiefirma beteiligt ist.
Gegen erneuerbare Energien hat Sylvia Valentin von Terre des Hommes gar nichts, im Gegenteil. Doch die Windanlagen in der Westsahara seien «reine Besatzungspolitik». Von den Investitionen in der Westsahara profitierten die Saharaouis, also die eingesessene Bevölkerung nicht. Es gehe dem marokkanischen Königshaus darum, sich mit dem Stromexport aus der Westsahara bei der EU unentbehrlich zu machen, und Kritik an der Besetzung zum Schweigen zu bringen. «Windkraft schadet dem Friedensprozess in der Westsahara.»
In der Westsahara baut Marokko zudem Phosphate ab. Die Energie dafür stamme zu 95 Prozent aus den Windkraftanlagen, kritisieren verschiedene NGOs. Der Abbau von Rohstoffen im besetzten Gebiet ist laut internationalen Abkommen illegal. NGOs wie Western Sahara Resource Watch (wsrw) sprechen deshalb von «Strom für Plünderungen».
Fossiles Wasser für Tourismus und Exporte
Es herrscht ein grosser Bauboom in Marrakesch, der Gastgeberstadt der Klimakonferenz. Neue Luxushotels und Golfplätze brauchen extrem viel Wasser. Dafür pumpt Marokko Grundwasser ab, der Wasserspiegel sinkt. Langfristig wirkt sich dies auf das Klima aus, das Land trocknet aus.
Auch die am Export orientierte Landwirtschaft braucht sehr viel Wasser. Cherry-Tomaten aus der Wüste bringen kurzfristig Devisen, sind aber alles andere als nachhaltig.
Treibhausgase aus Luft- und Schifffahrt
Marokko setzt stark auf den Tourismus, daran erinnern die Flugzeuge, die immer wieder über die Konferenzzelte in Marrakesch donnern. Doch der steigende Ausstoss an Treibhausgasen aus Luft- oder Schifffahrt findet im historischen Welt-Klimavertrag keine Berücksichtigung. Zu sehr würde das nicht nur Marokko, sondern alle der hier vertretenen fast 200 Länder zum Handeln zwingen.
Musterschüler im Vergleich
Marokko hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt, mit 52 Prozent erneuerbaren Energien bis 2020. Mit dem massiven Ausbau der Wind- und Sonnenenergie könnte das gelingen. Daneben nimmt sich das Ziel der EU geradezu bescheiden aus – sie will den Anteil an erneuerbaren Energiequellen bis 2030 auf 27 Prozent steigern. Marokko wird der EU mit seinen Stromexporten zweifellos dabei helfen.