Zum Inhalt springen

International «Krise epischen Ausmasses» in Zentralafrika

Die UNO schlägt Alarm: Generalsekretär Ban Ki Moon fordert die internationale Gemeinschaft zu «sofortigem Handeln» auf. Die EU-Aussenminister haben beschlossen, rund 500 Soldaten in die Zentralafrikanische Republik zu entsenden. Das Krisenland hat seit heute eine neue Interimspräsidentin.

Nach zehn Monaten schwerster Gewalt zwischen Muslimen und Christen ist die Zentralafrikanische Republik am Boden. Seit zehn Tagen herrscht zudem ein Machtvakuum. Interimsstaatschef Michel Djotodia und sein Ministerpräsident

Nicolas Tiangaye mussten am 10. Januar auf internationalen Druck hin zurücktreten. Djotodia war der Anführer der muslimischen Seleka-Rebellen. Er übernahm nach dem Sturz des christlichen Präsidenten François Bozizé im März 2013 die Führung.

Grafik der Zentralafrikanischen Republik.
Legende: Die Zentralafrikanische Republik mit der Hauptstadt Bangui ist etwa fünfzehn Mal so gross wie die Schweiz. SRF

Freiwillige «Überbrückungsmission»

Nun hat die EU beschlossen, eine Militärmission in die Zentralafrikanische Republik zu entsenden. Rund 500 Soldaten sollen die französischen und afrikanischen Truppen unterstützen. Diese sind bereits mit über 5600 Soldaten dort stationiert. Sie versuchen bisher vergeblich, den Religionskrieg in den Griff zu bekommen.

Erwartet wird, dass sich der Einsatz auf die Hauptstadt Bangui und die Sicherung des dortigen Flughafens konzentriert. Dies, um die 100'000 Flüchtlinge dort zu schützen, und um sicherzustellen, dass humanitäre Hilfe weiter ins Land gebracht werden kann.

Der deutsche Aussenminister Frank-Walter Steinmeier sprach in Brüssel von einer «europäischen Überbrückungsmission», an der sich die EU-Länder zwar beteiligen können, aber nicht müssen. Deutschland werde sich nicht daran beteiligen, weil es sich stärker in Mali engagieren werde, sagte Steinmeier.

EU-Diplomaten zufolge soll die EU-Truppe solange im Einsatz sein, bis die afrikanische Eingreiftruppe Misca die geplante Truppenstärke von 6000 Mann erreicht hat oder eine UNO-Friedensmission nach Zentralafrika geschickt wird.

Derweil werden immer neue Gräueltaten aus dem bitterarmen Land werden gemeldet. Am Wochenende töteten und verbrannten christliche Milizen in Bangui zwei Muslime auf offener Strasse.

Gegenseitiger Hass scheint unermesslich

Neue Staatsführung

Box aufklappen Box zuklappen
Samba-Panza im Parlamentssaal bei ihrer Wahl.
Legende: Reuters

Catherine Samba-Panza, die Bürgermeisterin der Hauptstadt Bangui, ist vom Übergangsparlament zur neuen Interimspräsidentin gewählt worden. Sie setzte sich in einer Stichwahl gegen den Sohn eines früheren Präsidenten durch. Samba-Panza steht vor einer Herkules-Aufgabe: Sie muss das zwischen Christen und Muslimen zerrissene Land wiedervereinen.

Auf einem Agenturbild ist zu sehen, wie ein Mann, der offensichtlich einen anderen Mann erstochen hatte, das Blut seines Opfers ableckt, das am Messer haftete. Der gegenseitige Hass ist offenbar unermesslich.

Die Krise in der Zentralafrikanischen Republik hat laut UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon ein «episches Ausmass» angenommen. Er fordert die internationale Gemeinschaft zu «sofortigem Handeln» auf.

Diese Botschaft Bans wurde in Genf im UNO-Menschenrechtsrat verlesen. Ban bittet darin die internationale Gemeinschaft, der Zentralafrikanischen Republik zu helfen und die Übergangsbehörden zu unterstützen.

Finanzielle Hilfe wegen Hungersnot

Die internationale Gemeinschaft hat 366 Millionen Euro für humanitäre Hilfe in der Zentralafrikanischen Republik zusagt. Das teilte die zuständige EU-Kommissarin mit.

Die anhaltende Gewalt hat eine humanitäre Katastrophe mit unabsehbaren Folgen ausgelöst. Über vier Millionen Menschen sind davon betroffen – es droht eine Hungersnot.

Meistgelesene Artikel