Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen haben die Spitzen von Staat und Gesellschaft bei einem Staatsakt Abschied vom früheren deutschen Kanzler Helmut Schmidt genommen.
Zu den 1800 Gästen in der Hamburger Hauptkirche Sankt Michaelis gehörten unter anderem Präsident Joachim Gauck, Kanzlerin Angela Merkel sowie Weggefährten Schmidts wie Frankreichs Ex-Präsident Valérie Giscard d'Estaing und Ex-US-Aussenminister Henry Kissinger. Auch die früheren Bundespräsidenten Roman Herzog, Horst Köhler und Christian Wulff erwiesen Schmidt die letzte Ehre.
«Eine Instanz»
Regierungschefin Merkel bezeichnete ihn in ihrer Trauerrede als eine «Instanz». Sein Tod sei eine herbe Zäsur. Merkel beendete ihre Rede mit dem Satz: «Lieber Helmut Schmidt, Sie werden uns fehlen.»
Schmidts langjähriger Weggefährte Henry Kissinger nannte seinen Freund «eine Art Weltgewissen». Er habe Mut und Visionen nie für sich reklamiert, aber sie verkörpert. Der aus Fürth stammende ehemalige US-Aussenminister hielt seine Rede auf Deutsch. Kissinger sagte, zu Schmidts 90. Geburtstag habe er die Hoffnung ausgesprochen, dass der Altkanzler ihn überleben werde, «weil eine Welt ohne ihn eine sehr leere wäre». Doch er habe sich geirrt. «Helmut wird bei uns bleiben – perfektionistisch, launisch, stets auf der Suche, fordernd, inspirierend, immer zuverlässig.»
Trauerzug durch die Stadt
Der Sozialdemokrat und Publizist war am 10. November im Alter von 96 Jahren gestorben. Schmidt war von 1974 und bis 1982 als Nachfolger von Willy Brandt Bundeskanzler.
Dabei war er unter anderem mit der Ölkrise in den 70er-Jahren und dem Kampf gegen den Terrorismus der Roten Armee-Fraktion konfrontiert. Auch die Auseinandersetzung um den Nato-Doppelbeschluss prägte Schmidts Kanzlerschaft.
Nach dem Staatsakt wurde der in eine schwarz-rot-goldene Fahne gehüllte Sarg von acht Trägern aus der Kirche gebracht.
Nach einem militärischen Zeremoniell wurde der Sarg in einem langen Trauerzug durch die Stadt bis zum Ohlsdorfer Friedhof im Norden Hamburgs gefahren. Dabei erwiesen Tausende Menschen dem Hamburger Ehrenbürger die letzte Ehre, teils wurde der Zug mit Applaus begrüsst.