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Heckflossen von Lufthansa-Maschinen
Legende: Die Flotte mit dem Kranich im Logo könnte auf Kurz- und Mittelstrecken bald wieder am Boden bleiben. Keystone

International Lufthansa muss fast 1400 Flüge streichen

Kurz nach dem Bahnstreik steht in Deutschland der nächste Streik an. Die Pilotengewerkschaft Cockpit ruft Lufthansa-Piloten zur Arbeitsniederlegung auf. Knapp die Hälfte aller Verbindungen der Airline fallen deshalb aus. Auch die Schweiz ist betroffen.

Rund 150'000 Passagiere der Lufthansa sind vom Streik betroffen: Ab heute Mittag sind vorerst die Kurz- und Mittelstrecken der Airline weitgehend lahmlegt. Ab morgen Dienstag sind auch die Langstrecken-Flüge betroffen. Diese stehen dann komplett still. Insgesamt 1396 Flugverbindungen muss Lufthansa bis und mit Mittwoch streichen.

Die Gewerkschaft Cockpit rief die Lufthansa-Piloten zum Streik auf. Flüge der Lufthansa-Tochter Germanwings seien nicht betroffen. Lufthansa appellierte an Cockpit, die Gespräche unverzüglich wieder aufzunehmen, und kritisierte die Streiks als unverhältnismässig.

Übersicht der gestrichenen Flüge

Auch Schweizer Verbindungen betroffen

Gestrichen werden an beiden Streiktagen auch 30 Verbindungen nach Zürich sowie 14 nach Genf. Bei der Lufthansa-Tochter Swiss sind jedoch keine Flüge betroffen.

Sonderflugplan der Lufthansa

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Die Lufthansa reagiert auf die Streikankündigung mit einem Sonderflugplan. Er gilt für Montag und Dienstag und soll um 21.00 Uhr auf dem Internetportal des Unternehmens veröffentlicht werden. Der Plan werde so gestaltet, dass der Flugverkehr am Mittwoch wieder normal laufen könne.

Die Verhandlungen zwischen der Pilotengewerkschaft Cockpit und der Fluglinie waren in der Nacht zum Samstag erneut gescheitert. Gestritten wird vor allem um die Übergangsversorgung für die rund 5400 Piloten. Die Fluggesellschaft will, dass ihre Piloten künftig frühestens mit 60 statt wie bisher mit 55 Jahren in die bezahlte Frühpension gehen können. Die Piloten wehren sich dagegen.

Pläne für Billig-Airline sorgen für Ärger

Cockpit warf dem Lufthansa-Management eine Blockade-Haltung vor. Die Konzernleitung habe aber «autokratisch entschieden», den Tarifvertrag zur Übergangsversorgung komplett wegfallen zu lassen, wenn sich die Parteien nicht einigen. Damit werde ein radikaler Wandel in der bisherigen Führungskultur eingeläutet.

Strittig sind zusätzlich die Gehälter der Piloten und die künftige Billig-Strategie des neuen Konzernchefs Carsten Spohr, die von den Piloten nicht mitgetragen wird. Am Mittwoch soll sich der Verwaltungsrat treffen, um die Gründung einer neuen Holding namens Wings für das Billigangebot unter dem Konzerndach zu beschliessen.

Streik auch in Portugal

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In Portugal sind wegen eines Streiks des Kabinenpersonals viele Flüge der Fluggesellschaft TAP gestrichen worden. An dem Ausstand beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaft SNPVAC «fast hundert Prozent» der Flugbegleiter. Die Flugbegleiter streikten zum dritten Mal innerhalb eines Monats, um bessere Arbeitsbedingungen durchzusetzen.

Bei Eurowings und einer geplanten Billigtochter für die Langstrecke gilt der Konzerntarifvertrag nicht. Piloten und Flugbegleiter verdienen deutlich weniger als ihre Kollegen in den Maschinen mit dem Kranich-Logo. Auch die komfortable Übergangsversorgung vor dem Renteneintritt kommt ihnen nicht zugute.

Auch ein neuer Bahnstreik droht

Zuletzt war im Oktober bei der Lufthansa gestreikt worden. In der Tarifauseinandersetzung mussten Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings seit April knapp 6000 Flüge wegen Arbeitsniederlegungen der Piloten streichen. Die Kosten für alle Streiks seit Jahresbeginn – darunter auch Ausstände von Beschäftigten an den Flughäfen – bezifferte das Unternehmen auf bislang gut 160 Millionen Euro.

In Deutschland müssen nicht nur Fluggäste weitere Streiks fürchten, sondern auch Bahnreisende: Die Lokführergewerkschaft GDL will in der neuen Woche darüber entscheiden, ob sie die Deutsche Bahn abermals bestreikt. Für die Zeit vom 19. Dezember bis zum 11. Januar schloss sie allerdings Arbeitsniederlegungen aus.

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