Junge Männer warfen in der Hauptstadt Kiew Steine und Wasserflaschen auf eine Protestkundgebung der Opposition. Es habe mehrere Verletzte gegeben, teilte die Polizei mit.
Die Steinewerfer wurden von Bereitschaftspolizisten abgedrängt, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Anhänger der Opposition setzten sich zur Wehr und griffen unter anderem ein Fahrzeug an, dessen Insassen führende Oppositionspolitiker verspotteten.
Das Machtlager um Präsident Viktor Janukowitsch brachte nach Polizeiangaben 40'000 Demonstranten auf die Strasse, die Opposition mit Boxweltmeister Vitali Klitschko an der Spitze etwa 10'000.
In einer Erklärung warf Klitschko der Polizei vor, die Ausschreitungen nicht verhindert zu haben. Die Zusammenstösse seien von «Agitatoren» angezettelt worden, so der Oppositionspolitiker. Unter den Verletzten war auch ein Fernsehjournalist.
Verschiedene Wege nach Europa
Beide politische Seiten verlangten den Abschluss des geplanten Assoziierungsabkommens mit der EU. Allerdings forderte Klitschko die Freilassung der inhaftierten früheren Regierungschefin Julia Timoschenko.
Wenn die Oppositionsführerin freikomme, stehe dem Abkommen mit der EU nichts im Wege, sagte Klitschko. Die EU will die Unterzeichnung im November von demokratischen Fortschritten in der Ukraine abhängig machen.
Im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt forderten Tausende Regierungsgegner auch den Rücktritt von Präsident Janukowitsch. Vertreter der drei Oppositionsparteien kündigten für die Präsidentenwahl 2015 den Schulterschluss gegen Janukowitsch an.
Zu den Protesten hatten die Timoschenkos pro-westliche Vaterlandspartei und die liberale Udar des Profiboxers Vitali Klitschko aufgerufen. Zu den Veranstaltern gehörte auch die rechtsextreme Swoboda-Partei, deren Name Freiheit bedeutet. Redner warfen Janukowitsch Abkehr von Europa vor.
Janukowitsch: Nach Europa – ohne Faschisten
Parallel zur Oppositionsveranstaltung hatte die Regierungspartei den Marsch «Nach Europa – Ohne Faschisten» organisiert. Janukowitschs Partei der Regionen hatte zur Gegenkundgebung aufgerufen, um gegen einen wachsenden Neo-Faschismus in der Ukraine zu demonstrieren.
Zielscheibe war die Swoboda-Partei, die mit dem rechtsextremen Front National in Frankreich und der ungarischen Jobbik-Bewegung verbündet ist. Sie nannte sich bis vor Kurzen in Anlehnung an den Nationalsozialismus Sozial-Nationale Partei. Sie bestreitet aber antijüdische oder nazistische Tendenzen.