Unter dem Druck der steigenden Zahl von Ebola-Opfern in Westafrika hat die Weltbank den betroffenen Ländern eine Nothilfe von bis zu 200 Millionen Dollar zugesagt. Die Mittel sollen Guinea, Liberia und Sierra Leone ermöglichen, das tödliche Virus unter Kontrolle zu bekommen und den wirtschaftlichen Schaden durch die Seuche zu mindern, heisst es auf der Webseite der Weltbank. Von der Afrikanischen Entwicklungsbank sollen weitere 60 Millionen Dollar fliessen, wie Mitarbeiter berichteten.
Bereits fast 900 Todesopfer
«Die internationale Gemeinschaft muss schnell handeln, damit die Epidemie gestoppt werden kann», sagte der Präsident der Weltbank-Gruppe, Jim Yong Kim, in Washington.
Ihm zufolge hatte die Organisation auf den Hilferuf von Guinea, Liberia und Sierra Leone sowie der WHO reagiert. «Ich bin sehr besorgt, dass noch weitaus mehr Menschenleben in Gefahr sind, wenn wir die Weiterverbreitung von Ebola jetzt nicht unterdrücken».
Laut den neusten Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf hat die Ebola-Epidemie in Westafrika bisher mindestens 887 Menschenleben gefordert. Von den bis zum 1. August erfassten 1603 Meldungen entfallen 646 auf Sierra Leone, 273 Menschen starben dort. Für Guinea sind 485 Infektionen und 358 Tote erfasst. Für Liberia wurden 468 Fälle angegeben, davon 255 tödlich verlaufene. Die Regierung in Monrovia sprach mit Stand 2. August von 268 Todesfällen.
Ebola nun auch in Nigeria
Derweil wurde bekannt, dass sich die Ebola-Epidemie jetzt auch in Nigeria ausbreitet. Ein Arzt, der einen kürzlich in Lagos gestorbenen Fluggast aus Liberia behandelt hatte, sei mit dem Virus infiziert, teilte Gesundheitsminister Onyebuchi Chukwu mit. Zwei weitere Menschen, die in Kontakt mit dem Mann waren und auf Isolierstationen liegen, zeigen demnach ebenfalls Symptome.
Insgesamt befänden sich acht Nigerianer in Quarantäne, mehr als 60 weitere würden überwacht, hiess es. Lagos ist eine Megametropole mit rund zehn Millionen Einwohnern, Nigeria das bevölkerungsreichste Land Afrikas.
«Das Virus schert sich nicht um Grenzen», sagt der ARD-Korrespondent für Westafrika, Alexander Göbel. Allerdings sei Nigeria besser für die Seuche gerüstet als die anderen westafrikanischen Länder, wie Liberia oder Sierra Leone, wo Ebola derzeit vor allem wütet. Der infizierte Arzt sei sofort in eine Quarantäne-Station gebracht worden, solche habe es in den anderen Ländern gar nicht gegeben.
In die USA ausgeflogen
Dagegen erwies sich die Befürchtung, dass ein Patient im New Yorker Mount Sinai Spital das Virus von einem Besuch in Westafrika eingeschleppt haben könnte, als unbegründet. Der Mann werde inzwischen auf andere Ursachen für sein hohes Fieber und Erbrechen untersucht, schrieb die «New York Times».
Heute Dienstag wird eine an Ebola erkrankte US-Krankenschwester in Atlanta erwartet. Sie wird mit einem Spezialflugzeug mit Quarantänekammer aus Liberia eingeflogen. Die Missionarin einer Hilfsorganisation hatte sich bei der Versorgung von Ebola-Kranken in Westafrika infiziert und schwebt seitdem in Lebensgefahr.
Bereits am Samstag war ein amerikanischer Arzt, dem die Krankenschwester in Liberia zur Hand gegangen war, im gleichen Flugzeug nach Atlanta transportiert worden. Dort wird er nun in der Klinik der Emory Universität unter strengsten Quarantänemassnahmen behandelt. Laut Angaben der US-Seuchenbehörde scheint es ihm besser zu gehen.
Ausbreitungsrisiko durch Reisen
Die frühere Gesundheitsministerin von Mali, Fatoumata Nafo-Traoré, warnte am Montag vor einer möglichen Ausbreitung des Virus auf andere Länder oder sogar Kontinente. «Ebola könnte andere Staaten erreichen, auch in Europa, weil die Leute weiter reisen und die Kontrollen und Tests an den Grenzen und Flughäfen häufig noch unangemessen sind», sagte die Gesundheitsexpertin. Infektionen mit dem Ebola-Erreger führen Experten zufolge in bis zu 90 Prozent aller Fälle zum Tod.