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International «Mein Sohn rannte um sein Leben»

In einem TV-Interview zeigen sich die Eltern des erschossenen Michael Brown enttäuscht vom Justizsystem. Beide glauben nicht, dass ihr Sohn gegenüber Polizist Wilson aggressiv auftrat. Sein Vater habe ihm beigebracht, wie man sich in solchen Situationen verhält: Nämlich schlicht zu «gehorchen».

Nachdem eine Grand Jury entschieden hat, dass Polizist Darren Wilson sich für die tödlichen Schüsse auf Michael Brown nicht vor Gericht verantworten muss, gaben die Eltern des erschossenen Teenagers ein Interview auf dem US-Sender PBS.

«Wir haben uns verändert», beschreibt Vater Michael Brown Senior seine Gefühle zum Verlust seines Sohnes, «dieses Loch wird sich nie mehr füllen». Zwar hätten sie noch andere Kinder, die sie lieben. Michael sei der Älteste gewesen, er habe viel Zeit mit ihm verbracht. Sein Tod habe ihn gebrochen, sagt er um Worte ringend, «er hat mich schlicht gebrochen».

Mutter: «Wir verdienen den gleichen Respekt»

Lesley McSpadden, die Mutter des Teenagers, bezweifelt im Interview, dass ihr Sohn gegenüber Wilson aggressiv auftrat, wie der Polizist vor der Grand Jury und in einem TV-Interview schilderte: «Er rannte um sein Leben.» Sein Vater habe ihm in Gesprächen beigebracht, wie man sich der Polizei gegenüber verhalten muss, wenn sie auf einen zukommt. Nämlich schlicht zu gehorchen: «Wenn sie dir sagen, dass du etwas tun musst, dann musst du es einfach tun.»

McSpadden glaubt, dass Michael genau das wollte: «Ich glaube, er hat angehalten und sich umgedreht, um auf die Knie zu gehen, wie es Wilson von ihm verlangte.»

Die Mutter zeigt sich enttäuscht vom Justizsystem. «Wir verdienen den gleichen Respekt, wie alle anderen, aber wir erhalten ihn nicht.»

«Alles, was wir wollten, war eine Gleichbehandlung.» Sie hätte niemals geglaubt, dass das System so sehr versagen könne, fügte Michaels Mutter an.

Untersuchung auf Bundesebene

Der 18-jährige Michael Brown war am 9. August vom Polizeibeamten Darren Wilson in Ferguson (US-Bundesstaat Missouri) erschossen worden. Brown war unbewaffnet. Der Vorfall führte zu schweren Unruhen in der Kleinstadt.

Am 25. November entschied eine Grand Jury, dass sich der Polizeibeamte für die tödlichen Schüsse nicht vor Gericht verantworten muss. Wilson hatte geltend gemacht, dass er in Notwehr gehandelt habe. Der Entscheid der Grand Jury löste in Ferguson erneut schwere Unruhen aus, in etwa 170 US-Städten kam es zudem zu Protesten.

Noch ist die juristische Aufarbeitung des Falles nicht abgeschlossen, er wird auf Bundesebene untersucht, wie Justizminister Eric Holden erklärte. Auch sind zivilrechtliche Klagen gegen den Polizeibeamten nach wie vor möglich. Der Bürgermeister von Ferguson, James Knowles, gab zudem an, dass noch nicht über die berufliche Zukunft von Darren Wilson entschieden sei. Der Polizist ist derzeit beurlaubt, erhält aber weiterhin seinen Lohn.

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