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International Mit menschlichen Schutzschildern gegen den Vormarsch auf Mossul

Die Terrormiliz Islamischer Staat hat Hunderte Familien aus der Umgebung in die Stadt Mossul gebracht. Sie sollen offenbar als menschliche Schutzschilde dienen, um eine Rückeroberung der Stadt zu erschweren. Laut SRF-Korrespondent Pascal Weber verlangsamt sich derweil die Offensive auf Mossul.

IS-Kämpfer haben 550 Familien aus nahegelegenen Dörfern in die Stadt Mossul gebracht. Der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Rad al-Hussein, bestätigte in Genf entsprechende Meldungen seiner Behörde. In der Nähe von IS-Einrichtungen sollen die Menschen demnach als menschliche Schutzschilde gegen die Rückeroberung durch Koalitionstruppen missbraucht werden.

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Die Angaben decken sich mit Aussagen von Bewohnern aus den letzten Tagen. Die Behörde der Vereinten Nationen untersucht auch Berichte, wonach die Terrormiliz etwa 40 Bewohner eines Dorfes bei Mossul getötet habe.

Seit Beginn der Offensive auf Mossul zu Wochenbeginn hat die Allianz aus Armee, Peschmerga-Kämpfern und sunnitischen Milizen zahlreiche Orte im Umland der letzten IS-Bastion erobert. Mittlerweile steht die Allianz rund 20 Kilometer vor der Stadt.

«Die erste Phase der Offensive gegen Mossul ging eher etwas schneller vonstatten als geplant», so Pascal Weber, SRF-Korrespondent in Erbil. «Dass die Befreier von Mossul nun in der zweiten Phase – die jetzt so langsam beginnt –, auf erbitterten Widerstand stossen und ihr Vormarsch teilweise gebremst wird, war zu erwarten. Genauso war zu erwarten, dass der IS versuchen würde mittels Terrorakte im Rücken der Truppen diesen Schaden zuzufügen.»

Was hier allerdings tatsächlich grosse Angst mache, sei die Frage wie sich der IS gegenüber den Zivilisten verhalten werde, wenn der Kampf nach Mossul gelange, so Weber. Das wisse hier niemand und dies könne die Offensive tatsächlich sehr stark verlangsamen.

Rückeroberung in vier Phasen

Die Rückeroberung von Mossul soll laut Weber in vier Phasen stattfinden. «In der ersten Phase die bereits mehrheitlich abgeschossen ist, ging es hauptsächlich darum mehrheitlich unbewohnte kleinere Dörfer in der weiteren Umgebung von Mossul zu befreien.»

«Die zweite Phase hat jetzt so langsam begonnen. Da geht es darum, grössere Ortschaften in denen auch noch viele Zivilisten leben und die näher bei Mossul gelegen sind, zu befreien. Und da stossen die Befreier offenbar auf ganzen starken Widerstand. Vor allem viele Selbstmordattentäter bremsen den Vormarsch immer wieder.»

In der dritten Phase sollten die irakischen Streitkräfte vor allem dann so langsam gegen die ersten Vororte von Mossul vorrücken. «Sie hoffen, dass sie das bis Ende nächster Woche erreichen können bevor es dann an die letzte Phase geht: Nämlich nach Mossul selbst hinein vorzustossen.»

Tausende auf der Flucht

In der Ebene vor Mossul finden aktuell schwere Schlachten statt. Die Islamisten haben das Gelände vermint und sprengstoffbeladene Autos deponiert. Immer wieder sorgen Explosionen für Tote und Verletzte, die Ambulanzen sind hoffnungslos überlastet.

Zudem trieb die Offensive laut UNO-Angaben in den letzten Tagen gegen 6000 Menschen in die Flucht. 3700 von ihnen hätten allein am Mittwoch die Flucht ergriffen, sagte ein Sprecher von Generalsekretär Ban Ki Moon. Die Betroffenen würden von humanitären Helfern unterstützt.

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