In einer Kommandoaktion haben Elitesoldaten der USA am Sonntagabend einen Tanker im Mittelmeer unter ihre Kontrolle gebracht. Es wurde in internationalen Gewässern südöstlich von Zypern aufgebraucht, teilte das US-Verteidigungsministerium mit.
Das zurzeit staatenlose Schiff mit dem Namen «Morning Glory» ist mit 200‘000 Barrel libyschem Erdöl beladen. Der Tanker war gegen den Widerstand der libyschen Regierung von Rebellen im besetzten Ölhafen El-Sidra beladen worden und anschliessend ausgelaufen.
Navy Seals im Einsatz
Die Kommandoaktion erfolgte durch die Spezialeinsatzkräfte «Navy Seals» der US-Marine. Sie sind dem militärischen Verbundkommando «Soceur» unterstellt, das in Europa stationiert ist. Die Navy Seals starteten die Aktion vom US-Zerstörer «USS Roosevelt» aus.
Beim Einsatz im Mittelmeer sei niemand verletzt worden. Präsident Barack Obama habe den Einsatzbefehl auf Anfrage der Regierungen Libyens und Zyperns gegeben. Das zyprische Aussenministerium bestätigte inzwischen, dass das Schiff von den Amerikanern geentert wurde.
Libysche Rebellen streben Autonomie an
Die libyschen Rebellen wollen mit Verkäufen von Erdöl ins Ausland Geld verdienen. Seit vergangenem August halten Aufständische die Häfen Es Sider, Ras Lanuf und Sueitina im Osten Libyens besetzt. Die Regierung hatte daraufhin den Export von Öl aus diesen Häfen als illegal eingestuft. Trotz der Drohungen, war die «Morning Glory» ins Mittelmeer ausgelaufen.
Bis nach Libyen war der Tanker unter nordkoreanischer Flagge gefahren. Nordkorea bestreitet aber jede Verantwortung für den Tanker. Nach einem Vertrag mit dem ägyptischen Unternehmen Golden East Logistics habe das Schiff lediglich das Recht gehabt, die Flagge Nordkoreas «sechs Monate lang zu nutzen». Weil der Reeder den Vertrag gebrochen habe, habe Nordkorea dem Schiff die Registrierung entzogen, hiess es.
Die Rebellen beanspruchen eine Beteiligung am Ölreichtum Libyen und fordern eine Autonomie für den Osten des Landes. Dadurch wird eine Spaltung des nordafrikanischen Landes befürchtet. Ministerpräsident Ali Seidan wurde wegen des Konflikts abgesetzt und verliess inzwischen das Land.
Öl ist die wichtigste Einnahmequelle Libyens. Bis zur Besetzung der Häfen wurden dort täglich 600‘000 Barrel verschifft.