Das US-Militär und Luftstreitkräfte von Partnerländern haben in der Nacht auf Dienstag erstmals Stellungen der Milizen des Islamischen Staates (IS) in Syrien angegriffen. Zu den Angriffszielen gehörten Kämpfer des IS, deren Ausbildungsstätten, Kommandostellen, Kommunikationsmittel, Depots, ein Finanzzentrum sowie Fahrzeuge.
Die Luftschläge konzentrierten sich auf vor allem auf die IS-Hochburg Rakka, Deir al-Sor, Hasakah und Albu Kamal, wie Pentagon-Sprecher John Kirby mitteilte. Bahrain, Jordanien, Katar, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate hätten sich an der Militäraktion beteiligt oder sie unterstützt.
Obama kündigt weitere Luftschläge an
«Wer einen Anschlag gegen die USA plant, muss wissen, dass er sich nirgends in Sicherheit fühlen kann», betonte Obama erneut vor den Medien im Weissen Haus. Die gemeinsame Militäraktion mit fünf arabischen Staaten in Syrien zeige, dass Amerika in diesem Kampf nicht allein stehe.
Obama machte ebenfalls deutlich, dass die Mission mit den Luftangriffen von letzter Nacht nicht vorbei sei. Der Kampf brauche Zeit und es werde schwierige Momente geben. Aber die USA seien fest entschlossen, diese Terrorgruppe zu bekämpfen. Denn auf dem Spiel stehe nicht weniger als die Sicherheit des Landes, des Nahen Ostens und der Welt.
Grosse Verluste
Die oppositionsnahe Syrische Beobachtergruppe für Menschenrechte bezifferte die Zahl der Toten und Verletzten auf über 300. Mindestens 70 IS-Kämpfer seien bei den Luftangriffen getötet worden, sagte der Chef der Organisation, Rami Abdel Rahman. Vermutlich liege die Zahl aber noch viel höher. Die IS-Miliz kündigte Vergeltung für die Luftangriffe an.
US-Flugzeuge griffen auch andere Milizen-Gruppen an. So wurden US-Angaben zufolge Stellungen der militanten Al-Nusra-Front beschossen, die der Al-Kaida nahesteht. Westlich von Aleppo wurden acht Ziele der Chorasan-Gruppierung bombardiert. Obama hatte vor zwei Wochen angekündigt, die Luftangriffe vom Irak auf Syrien auszuweiten, um den IS zu zerstören. Die US-Luftwaffe flog seit Anfang August bereits rund 200 Angriffe gegen die Dschihadisten im Irak. Inzwischen schloss sich auch Frankreich den Einsätzen im Irak an.
Mehrheitlich positives Echo von Kongress und US-Medien
Obamas Kriegsbotschaft kam im kriegsmüden Amerika grundsätzlich positiv an, wie SRF-Korrespondent Beat Soltermann aus Washington im «Echo der Zeit» berichtete. Eine Mehrheit der Bevölkerung unterstütze mittlerweile den Kampf gegen die IS-Terroristen und betrachte die Organisation als direkte Gefahr für die USA. Im Kongress herrsche zumindest bei den Parteiführern für einmal Einigkeit.
In den Medien sind die ersten Luftschläge das grosse Thema, wo die pensionierten Generäle mit Einschätzungen gegenseitig übertrumpfen. Es gebe aber durchaus kritische Fragen, doch unterstützten die meisten Journalisten die Politik des Präsidenten in der aktuellen Phase.
So helfen die Araber mit
Was die Beteiligung von Jordanien, den Golfstaaten Bahrein und Saudi-Arabien an den Luftschlägen betrifft, so ging es laut SRF-Korrespondent Philipp Scholkmann in Beirut vor allem um logistische Unterstützung. Mehrere Länder hätten jedoch bestätigt, selbst mit Kampfflugzeugen im Einsatz gewesen seien. Die USA seien zwar nicht auf diese Unterstützung angewiesen, aber politisch sei ein Plus, wenn der Kampf gegen IS auch in der Region abgestützt sei.
Jordanien sei vermutlich so stark involviert, weil es besonders amerikafreundlich und als direkter und kleiner Nachbar zum zerrütteten Syrien besonders exponiert sei, stellt Scholkmann fest. Gleiches gelte aber noch mehr für das ultra-konservative Saudi-Arabien, das sich als grosser Fürsprecher der Sunniten in der ganzen Region sehe.
Wie reagiert Diktator Assad?
Diktator Assad überliess heute die Kritik am Angriff des Erzfeindes USA auf syrisches Territorium ganz den Russen und den Iranern. Selber reagierte er auf der Linie, die Amerikaner hätten die Syrer informiert. Syrien unterstütze ohnehin ja jegliche Bemühungen, Terroristen zu bekämpfen. «Das klang schon fast nach stillschweigender Genugtuung», so Scholkmann.
Auch bei einer Schwächung des IS werden die sunnitischen Länder nicht zu zuverlässigen Verbündeten der USA. Aber Obama habe keine anderen, wenn er nicht die völlige Kehrtwende erklären und mit Assad und Iran zusammenspannen wolle. Ungeachtet dessen werden gemäss Soltermann die arabischen Staaten heute sehr gerühmt in den USA.