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International Obama wird wohl nicht zum Berliner

Kurz vor seiner Wahl zum US-Präsidenten strömten Zehntausende Berliner zur Siegessäule. Sie wollten Barack Obama zuhören und zujubeln. Als Präsident darf er heute vor dem Brandenburger Tor sprechen – aber nur vor 500 ausgewählten Gästen.

Atomare Abrüstung

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US-Präsident Barack Obama will bei seiner Rede weitere Schritte zur atomaren Abrüstung vorschlagen. Das sagte ein hoher US-Regierungsbeamter in Berlin. Konkret will Obama offenbar auf einen Drittel der strategischen Sprengköpfe verzichten. Allerdings: Den Schritt machen die USA nur, wenn Russland bei der Abrüstung mitzieht.

Kennedy 1963, Reagan 1987: Zwei amerikanische Präsidenten hatten ihre vielleicht grössten Auftritte in dieser Stadt. Daran wird jetzt immer wieder erinnert, im Vorfeld des Besuches von Barack Obama in Berlin.

Er war bereits einmal in Berlin vor seiner Wahl zum US-Präsidenten. Als Kandidat der Demokraten durfte er nur vor der Siegessäule sprechen. Zehntausende jubelten ihm zu. Als Präsident darf er heute seine Rede zwar vor dem Brandenburger Tor halten, aber nur vor 500 ausgewählten Gästen. Nach den historischen Auftritten Kennedys und Reagans erwartet man nun auch von Obama eine Rede, die Zeichen und Impulse setzt. Aber die Zeiten haben sich geändert.

Kennedys flammendes Bekenntnis zu dieser Stadt und zu demokratischen Freiheiten richteten sich gegen ein kommunistisches Regime in einer Zeit, da es um Krieg und Frieden ging. Reagans Aufforderung an Gorbatschow, die Mauer niederzureissen, erfolgte, als die gegnerischen Panzer noch wenige Meter hinter ihm standen. Diese Zeiten sind vorbei.

Verhältnis abgekühlt

Die USA und Deutschland sind zwar immer noch gute Partner, aber ihr Verhältnis ist etwas distanzierter geworden. Der gemeinsame Gegner steht nicht mehr gleich um die Ecke. Spätestens seit Deutschland den USA die Teilnahme am Irak-Krieg verweigert hat, ist das Verhältnis kühler geworden. Heute spielt diese Absage zwar keine Rolle mehr, aber die Distanz blieb. Die USA fokussieren heute stärker auf den asiatischen Raum. Deutschlands grosses Thema ist Europa, nicht mehr Amerika.

Es gibt auch einige handfeste Streitpunkte – vor allem die grossangelegte amerikanische Datenschnüffelei, bei der auch deutsche Bürger durchleuchtet wurden. Das löste in Deutschland grosse Empörung aus.

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Barack Obama kommt zum ersten Mal als US-Präsident nach Berlin. Die deutsche Hauptstadt war immer wieder Kulisse von grossen Gesten der amerikanischen Präsidenten. Ein Rückblick.

Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte, sie wolle das umstrittene «Prism»-Programm beim Besuch Obamas ansprechen. Ebenfalls für Reibereien sorgen verschiedene Ansätze im Umgang mit der Banken- und Finanzkrise wie auch die Absicht der Amerikaner, Waffen nach Syrien zu liefern.

Aber grundsätzlich herrscht nach wie vor Respekt und Freundschaft zwischen Deutschland und den USA. In zentralen Fragen sind sich die beiden Länder einig, sowohl politisch als auch wirtschaftlich. Das wird auch im Zentrum der Reden beim Staatsbesuch Obamas stehen. 

In jedem Fall werden sie die deutsch-amerikanische Freundschaft feiern, die Vergangenheit aufleben lassen und Kennedy sowie Reagan zitieren – nur um den Hals fallen werden sie sich nicht. Denn dieses Eine haben Merkel und Obama definitiv gemeinsam: den nüchternen Umgang mit anderen Politikern.

aebn;eglc

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