Guido Tognoni verweist auf «einen der wichtigsten Fifa-Kongresse seit vielen, vielen Jahren», der am Freitag in Zürich über die Bühne geht. Das vorgeschlagene Reformpaket gewichtet er als prioritär im Vergleich zur Wahl des neuen Präsidenten. «Der beste Präsident kann nicht viel ausrichten ohne die dringend nötigen Reformen», glaubt der Experte mit eigener Vergangenheit als Mediendirektor im Weltfussballverband.
Um die Reformen zu verabschieden, ist eine Dreiviertelmehrheit erforderlich. Die Fifa-Administration wisse, was auf dem Spiel stehe und habe darum im Vorfeld in dieser Frage enorme Überzeugungsarbeit geleistet.
«Mit einem geschickten Kongressmanagement kann es klappen. Ja, es muss klappen, denn die Reformen sind für das Überleben der Fifa zentral», sagt Tognoni. Würden die Reformschritte nicht eingeleitet, prognostiziert der 65-Jährige nicht bloss Stillstand, sondern einen gefährlichen Rückschritt.
Widerstand gegen den Scheich
Auch die Wahl des neuen Präsidenten hat einen massgebenden Einfluss darauf, ob die Fifa endlich zur dringend benötigten Ruhe kommt. Falls sich der leicht favorisierte Scheich Salman durchsetzt, geht Tognoni nicht von einer Entspannung der Lage aus.
«Denn dann geht das Kesseltreiben gegen ihn erst recht los, und auch das Sperrfeuer gegen die Fifa wird anhalten», ist der Bündner Jurist überzeugt. Der Bahrainer trägt die Erblast mit sich, früher an der Unterdrückung seines Volkes beteiligt gewesen zu sein.
Mit Wahlprogrammen von gestern
Wie Scheich Salman attestiert Tognoni auch Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino als aussichtsreichstem Herausforderer kein überzeugendes Wahlprogramm. «Sie stehen für mehr Geld und mehr Plätze an der WM ein, das ist die alte Fifa-Leier», kritisiert Tognoni.
Immerhin bescheinigt er dem Walliser Kandidaten einen sehr aktiven Wahlkampf innert kürzester Zeit. «Während der Scheich in St. Moritz am Skifahren war und sich angeblich seiner Sache ganz sicher ist, buhlte Infantino in Afrika um Stimmen.»