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Symbolbild: Eine Person trägt eine Tasche, aus der Geldbündel quellen.
Legende: Die SZ-Journalisten künden «noch sehr viel mehr» zu den «Panama Papers» an. Imago

International «Panama Papers»: Es kommt noch mehr

Die Enthüllungen rund um die «Panama Papers» dominieren die Nachrichten. Die Journalisten mussten immense Datenmengen auswerten, die eine anonyme Quelle der «Süddeutschen Zeitung» zugespielt hatte. Und: Was bisher geschrieben wurde, ist erst die Spitze des Eisbergs.

Hinter den «Panama Papers» stehen zwei deutsche Journalisten. Der eine heisst Obermaier, der andere Obermayer. Beide arbeiten für die «Süddeutsche Zeitung» (SZ). Der mit dem «i» im Namen sagt, die Enthüllungen rund um die «Panama Papers» hätten gerade erst angefangen: «Es kommen in den nächsten Wochen noch sehr viele Artikel.» Mit dabei seien einige Geschichten mit deutschem Bezug, andere hätten die Sportwelt zum Thema.

Grösstmögliche Geheimhaltung

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Frederik Obermaier spricht in einem Video der SZ darüber, wie alles angefangen hat: Ein anonymer Informant habe die Zeitung kontaktiert. Diese versprach, grösstmögliche Geheimhaltung zu wahren. So seien die Daten nur auf Computern gelagert worden, die an kein Datennetz angeschlossen gewesen seien. «Wir mussten damit rechnen, dass sich jemand von aussen hätte Zugang verschaffen wollen.»

Doch die Gefahr, so Obermaier, kam nicht nur von aussen, sondern auch aus dem Innern – aus der Redaktion der SZ selber. «Wir hatten einen speziell abgesicherten Projektraum.» Niemand ausser Obermaier und Obermayer hatte Zugang zu dem Raum, auch nicht die Chefredaktion oder die Putzkolonne. «Heute wurde dort zum ersten Mal nach einem Jahr gesaugt», so Obermaier.

Riesiges Recherche-Netz

Eingesperrt in einem geheimen Büro wurde Obermaier/Obermayer klar, dass es schlicht zu viele Daten waren, um sie alleine zu bearbeiten. Sie mussten die Informationen teilen: Mehr als 100 Medienunternehmen und 400 Journalisten auf der ganzen Welt stiegen in die Auswertung der «Panama Papers» mit ein.

So kämen nun auch rasch Informationen ans Licht, die aus europäischer Sicht weniger wichtig, für andere Länder aber, etwa in Asien oder Afrika, durchaus relevant seien: «Womöglich hätten wir diese Geschichten sonst hintangestellt, obschon sie für die Öffentlichkeit wichtig sind», sagt der Journalist.

Geheime Treffen

Die Redaktoren Obermaier/Obermayer stellten den Partner-Medien aber Bedingungen, etwa zur Sicherheit. So tauschte man sich nur in abgesicherten und geschlossenen Foren aus oder traf sich persönlich in Washington, Paris oder München. Das scheint sich ausgezahlt zu haben: Tatsächlich blieben die Geschichten grösstenteils geheim – auch wenn etwa die russische Regierung schon im Vorfeld andeutete, dass der Westen eine Desinformationskampagne plane, um die Regierung zu destabilisieren.

Dass die Geheimhaltung so gut funktionierte, erstaunt, denn die beteiligten Journalisten sollten die Protagonisten der Geschichten immer auch mit den Vorwürfen konfrontieren – so war es abgemacht. Interessanterweise, so Obermaier, hätten aber viele der Hauptpersonen gar nicht auf die Vorwürfe reagiert. Auf der anderen Seite habe es aber auch rasche Reaktionen von grossen und teuren Anwaltskanzleien gegeben, die mit Klagen gedroht hätten.

Was sind die Motive?

Warum die Quelle die «Panama Papers» ausgerechnet Obermaier/Obermayer zugespielt hat, ist nicht bekannt. Als Motivation verweisen beide auf den moralischen Antrieb. Die Quelle wolle, dass diese Straftaten öffentlich werden. Trotzdem macht die SZ klar, dass man nicht die gesamten Daten veröffentlichen und auch nicht mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten werde.

Das sind denn auch die beiden grössten Kritikpunkte an den Enthüllungen rund um die «Panama Papers». Über die wahren Motive und Hintergründe der anonymen Quelle kann nur spekuliert werden, ebenso wie über den vollständigen Inhalt der immensen Datenmenge.

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