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International Parc des Princes: Wo sich Fussball und Jungunternehmer treffen

Heute spielt die Schweiz im Stadion Parc des Princes ihr zweites EM-Gruppenspiel gegen Rumänien. Das Stadion beherbergt auch Jungunternehmen, die mit Sport das grosse Geld verdienen wollen. Für Frankreich-Korrespondent Charles Liebherr ein Grund, sich dort umzusehen.

Rundgang durch die Sport-Start-up-Szene in Paris

Ort des Geschehens ist Boulogne-Billancourt, am Stadtrand von Paris. Drei Stadien reihen sich hier aneinander: Das älteste Fussballstadion der Stadt, Le Parc des Princes, dann das Rugby-Stadion Jean Bouin und schliesslich das weite Gelände von Roland Garros mit zahlreichen Tennisstadien.

In Boulogne-Billancourt werden jedes Jahr nationale und internationale Meister gekürt. Und mitten drin, erst seit kurzem, ein Sprungbrett: «Le Tremplin». Es soll Jungunternehmer an die Spitze katapultieren, Start-ups, die ihren wirtschaftlichen Erfolg im Geschäft mit dem Sport suchen.

Webreportage

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Im Bauch des Stadions

Wer steht hinter dieser Organisation? SRF-Korrespondent Charles Liebherr fragte nach: «Das Tremplin ist eine politische Initiative der Stadt Paris. Es sollen sich in der Metropole innovative Unternehmen ansiedeln, die mit Sport Geld verdienen wollen», sagt Benjamin Carlier. Carlier ist der Direktor des Tremplins.

Seit zwei Jahren ist Carliers Netzwerk im Bauch des Rugby-Stadions einquartiert und lockt dorthin junge Unternehmer, die Sport in erster Linie als Geschäft verstehen. «Wir sind keine Investoren. Die Start-ups zahlen uns, dass wir sie unter unsere Fittiche nehmen. Wir helfen ihnen, Kontakte zu knüpfen zu Gross-Kunden, Investoren müssen sie selber suchen», sagt Carlier.

Sport und das Internet der Dinge

Das kleine Team um Benjamin Carlier ist dabei so etwas wie ein Trainer-Stab für Jungunternehmer. Das Tremplin coacht, analysiert, vernetzt seine Sprösslinge, die nur auf ein Ziel hinarbeiten: «Wachsen, neue Produkte für die Sport-Branche entwickeln, neue Kunden finden und natürlich so viel Arbeitsplätze wie möglich schaffen in Paris», sagt Carlier.

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Die Stadt Paris hat im Bereich Sport eine Nische entdeckt, im Wettbewerb um die besten Jungunternehmer in Europa. Die Förderung kann bereits erste Erfolge ausweisen. Im ersten Jahr schufen 15 Firmen knapp 50 Arbeitsplätze, die ersten Produkte sind lanciert. 12 Millionen Euro haben Geschäftskunden zusätzlich investiert, um die Produkte reif für den Markt zu machen.

Connected Cycle ist eines dieser vielversprechenden Nachwuchstalente. Das Jungunternehmen hat ein Pedal erfunden, das via mobiles Internet fast auf den Zentimeter genau den Standort des Velos ermittelt, GEO-Daten sammelt und auswertet, erklärt Gründer Jean-Marie Debbasche. Doch was ist die Idee dahinter? «Unser Ziel ist es die Telekomwelt, das Internet der Dinge und den Sport zu verbinden», erklärt Jean-Marie Debbasch.

Aussenfassade eines Gebäudes. An der Fassade steht: «Le Tremplin»
Legende: In Paris profitieren Start-ups von der Nähe der Stadien. Weltweit eine einzigartige Situation. SRF

30 Start-ups spielen das gleiche Spiel

Connected Cycle vereint alle Daten in einer riesigen Datenbank; jene Daten, welche das Pedal sammelt, aber auch zusätzliche Daten von Pulsmesser oder der Sportuhr des Fahrers. Die Technologie wird zusammen mit dem Schweizer Chip-Hersteller U-Blox in Zürich entwickelt.

Im Herbst kommen die ersten datenhungrigen Pedale in die Regale – beim grössten französischen Sport-Discounter Decathlon. Decathlon ist – alles kein Zufall – ein Partner des Tremplins.

Ein offizielles Start-up der Stadt Paris zu sein, hilft.
Autor: Jean-Marie Debbasche Gründer von Connected Cycle

Charles Liebherr

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Seit 2014 ist Charles Liebherr Frankreich-Korrespondent von Radio SRF. Er studierte in Basel und Lausanne Geschichte, Deutsche Literatur- und Sprachwissenschaft sowie Politologie. Davor war er beim Schweizer Radio unter anderem als Wirtschaftsredaktor tätig.

30 Start-ups spielen das gleiche Spiel: Mehrere Jungunternehmen erfassen und vermarkten Daten von Fussballern, Tennisspielerinnen oder Rennpferden. Andere entwickeln Bio-Kapseln aus Zellstoff, die isotonische Getränke enthalten und Marathonläufer im Wettkampf schlucken können.

Wieder andere zielen auf Zuschauer: Ein Start-up verspricht jedem Stadion-Besucher, den Lieblings-Snacks innert weniger Minuten an seinen Platz zu liefern; bestellt via Mobiltelefon. Unterschiedlichste Geschäfts-Ideen, immer die gleiche Karriere vor Augen: Partner in Frankreich finden und dann möglichst rasch international Fuss fassen, erklärt Jean-Marie Debbasche.

«Ein offizielles Start-up der Stadt Paris zu sein hilft uns, wichtige Kontakte herzustellen; Kontakte zu möglichen Kunden. So können wir weiter wachsen», sagt Debbasche.

Weltweit einzigartig

Paris schafft unter dem Dach des Tremplins ein Netz von Partnern: Investoren, grosse Konzerne, Forscher an Universitäten und Jung-Unternehmer. Weltweit einmalig sei diese Initiative, sagt Benjamin Carlier.

«Diesen Fokus auf Start-ups im Bereich Sport gab es bisher nirgends auf der Welt. Andere haben die Idee nun aufgenommen. Das kommt uns entgegen, weil das Netzwerk so internationaler und grösser wird», fügt Carlier an.

Die Aufbauarbeit soll sich in wenigen Jahren auszahlen. Paris hat grosse Ambitionen im Bereich Sport: Aktuell füllt die Fussball-Europameisterschaft die Stadien. In den kommenden Jahren finden weitere Welt- und Europameisterschaften in zahlreichen Sportarten in Paris statt. Der Höhepunkt soll 2024 sein; dann will Paris die Olympischen Spiele durchführen.

So soll Paris Sport-Metropole der Welt werden und Weltmeister beim Gründen neuer Sport-Unternehmen.

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