Der stellvertretende russische Regierungschef Wladislaw Surkow muss den Kreml verlassen. Präsident Wladimir Putin hat den Vize von Ministerpräsident Dmitri Medwedew seines Amtes enthoben.
Offiziell heisst es zwar, Surkow habe aus freien Stücken gekündigt. «Sehr viel wahrscheinlicher aber ist, dass ihn Putin zur Demission genötigt hat», meint SRF-Korrespondent Peter Gysling in Moskau.
Putin muss seit ein paar Wochen mitansehen, wie seine Popularität schwindet. Er versuche deshalb, von Kritik an seiner Person abzulenken und die ihm unterstellte Regierungsmannschaft für alles Ungemach im Lande verantwortlich zu machen, so Gysling weiter.
Minister reihum abgekanzelt
Am Vortag hatte Putin die Arbeit von Medwedews Regierung scharf kritisiert. Seine Dekrete würden von der Regierung nicht umgesetzt, bemängelte er in einer am Fernsehen übertragenen Aussprache. Mit hängenden Köpfen hörten sich die Minister den Rundumschlag an.
Nur Surkow wagte es, zu widersprechen. «Was unsere Disziplin anbetrifft, so funktioniert die russische Regierung durchaus gut», sagte er. Doch solch offenen Widerspruch lässt ein russischer Präsident offenbar nicht zu.
Ist Medwedew der nächste?
Vielleicht hat das jüngste Zerwürfnis zwischen Putin und Surkow aber auch mit dem immer schwierigeren Verhältnis zwischen Putin und Medwedew zu tun. Russische Medien und Experten haben schon vor längerer Zeit einen Riss zwischen Putin und Medwedew ausgemacht. Die beiden entfernten sich voneinander, als Putin nach vier Jahren im Amt des Ministerpräsidenten abermals Präsident wurde.
Experten meinen, es sei nur eine Frage der Zeit, wann auch Regierungschef Medwedew das gleiche Schicksal ereile, wie es Surkow zuteil wurde.