Russland will dem UNO-Weltsicherheitsrat nach eigenen Angaben Beweise für den Einsatz von Chemiewaffen durch die syrischen Rebellen vorlegen.
Wie Russlands Aussenminister Sergej Lawrow der Agentur Interfax zufolge sagte, habe Syriens Regierung dem russischen Vize-Aussenminister bei dessen Besuch in Damaskus belastendes Material übergeben. Dieses zeige die «Provokationen» vonseiten der Aufständischen auf.
Wer ist schuld?
«Diese Daten werden in einen Bericht unserer Experten einfliessen, der dann im Sicherheitsrat gemeinsam mit dem Bericht der UNO-Inspekteure betrachtet wird», betonte er. Lawrow warnte davor, dem syrischen Regime die Schuld zu geben.
Nach der Veröffentlichung des Giftgasberichts der Vereinten Nationen zu Syrien hatte Russlands Vize-Aussenminister Sergej Rjabkow die UNO-Inspekteure zuvor scharf kritisiert.
Die Spezialisten seien «politisiert, voreingenommen und einseitig» vorgegangen, sagte Rjabkow der Staatsagentur Ria Nowosti.
«Sie haben einen selektiven und unvollständigen Bericht erstellt.» Die UNO-Experten hätten drei weitere angebliche Chemiewaffeneinsätze in dem Bürgerkriegsland nicht untersucht, kritisierte er. Das Mandat erlaubte den UNO-Inspekteuren aber nicht, die Schuldfrage zu klären.
Rjabkow traf sich in Syrien mit Präsident Baschar al-Assad zum Gespräch. Wie das syrische Staatsfernsehen berichtete, begrüsste Assad die Haltung Russlands in dem Konflikt.
Assad: US-Politik auf Kriege ausgerichtet
Syrien sei Opfer eines «wilden Angriffs» durch vom Westen unterstützte Aufständische, sagte Assad. Russlands Ablehnung einer Androhung militärischer Gewalt, sollte Syrien sein Chemiewaffenarsenal nicht unter internationale Kontrolle stellen, werde ein «neues globales Gleichgewicht» schaffen.
Assad warf der US-Regierung vor, dass die US-Politik auf Kriege ausgerichtet sei sowie auf die Einmischung in die Angelegenheiten anderer Länder.
Den UNO-Inspektoren zufolge wurde am 21. August in der Nähe von Damaskus mit Boden-Boden-Raketen das Nervengift Sarin eingesetzt. Die USA und andere Länder wie Frankreich gehen davon aus, dass dies nur der syrischen Armee möglich ist.
Russland hat dem Kreml zufolge niemals Sprengköpfe mit dem Nervengift Sarin exportiert – auch nicht nach Syrien. Die Bemerkung der UNO-Inspektoren, an der Stelle des Chemiewaffeneinsatzes nahe Damaskus Sprengköpfe mit kyrillischen Buchstaben gefunden zu haben, verwundere ihn, sagte der Chef der Kremlverwaltung, Sergej Iwanow, der Agentur Interfax zufolge.
Zwar habe die damalige Sowjetunion vor etwa 50 Jahren ähnliche Boden-Boden-Raketen «an Dutzende Länder» geliefert. «Aber das Zeug ist marode, klar.»
«Die Inspektoren haben eine grosse Konzentration von Sarin festgestellt», so Iwanow weiter. «Keine Armee der Welt verwendet eine solche Menge. Das bedeutet, dass sie fast sicher aus handwerklicher Produktion stammt», betonte der Ex-Verteidigungsminister. Russland hat wiederholt den syrischen Rebellen Giftgaseinsätze vorgeworfen.
Russland hält einen Chemiewaffenangriff durch syrische Rebellen trotz UNO-Bericht für möglich, um dadurch eine militärische Reaktion der internationalen Gemeinschaft gegen Syriens Machthaber Baschar al-Assad zu provozieren.