Zum Inhalt springen

International Sarkozy probt sein Comeback

Eigentlich geht es nur um die Wahl des Parteichefs der UMP. Doch sollte Nicolas Sarkozy ein starkes Votum erhalten, dann würde ihm das auch auf dem Weg zu den Präsidentschaftswahlen 2017 beträchtlich helfen. Denn bisher hat da ein Rivale aus den eigenen Reihen die Nase vorn.

Frankreichs früherer Staatschef Nicolas Sarkozy dürfte am Wochenende mühelos die Spitze seiner konservativen Partei UMP zurückerobern, sagt SRF-Korrespondent Charles Liebherr. Spannend wird aber sein, mit welcher Mehrheit die Parteimitglieder den 59-Jährigen zu ihrem Vorsitzenden wählen.

Keine ernsthaften Gegner

Gegner auf Augenhöhe hat Sarkozy bei der Abstimmung um den UMP-Vorsitz nicht: Der frühere Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire hat sich im parteiinternen Wahlkampf zwar achtbar geschlagen, dürfte aber auf lediglich 20 bis 30 Prozent kommen. Und Aussenseiter Hervé Mariton dürfte unter zehn Prozent bleiben.

Trotzdem wird Sarkozy am Samstagabend sehr genau auf das Wahlergebnis schauen. «Er muss so deutlich gewinnen wie möglich, um seine Rückkehr symbolisch zu festigen», sagt Frédéric Dabi vom Meinungsforschungsinstitut Ifop.

An die 85 Prozent, die Sarkozy bei den Wahlen für den UMP-Vorsitz 2004 erzielt hatte, dürfte er nicht herankommen. «Bei 75 Prozent kann man von einer erfolgreichen Rückkehr sprechen», sagt Dabi. «Ein Ergebnis unter 60 Prozent wäre dagegen ein Pyrrhussieg, eine Schwächung von Nicolas Sarkozy.»

Das kann sich Sarkozy nicht leisten, denn bei den Konservativen ist der Kampf um die Präsidentschaftskandidatur 2017 bereits voll entbrannt. Tatsächlich ist der UMP-Vorsitz, den Sarkozy schon zwischen 2004 und 2007 innehatte, für den Vollblut-Politiker nur eine Etappe.

Vorteile für Alain Juppé

Sarkozy will in zweieinhalb Jahren Revanche nehmen für die Schlappe, die er bei den Präsidentschaftswahlen 2012 gegen den Sozialisten François Hollande erlitten hatte. Als Parteichef der UMP hat er beste Chancen, Kandidat der Konservativen im Rennen um den Elysée-Palast zu werden. «Sarkozy ist in letzter Zeit so aufgetreten, wie er abgetreten ist – als Landesvater», sagt Korrespondent Liebherr.

Zu Sarkozys stärkstem Kontrahenten hat sich Ex-Premier Alain Juppé gemausert. Viele trauen dem Bürgermeister von Bordeaux eher zu, die zerstrittenen Lager der durch Skandale geschwächten UMP wieder zu versöhnen.

Der 69-jährige Juppé zielt zudem auf die politische Mitte ab und kann damit Wähler erreichen, denen der am rechten Rand nach Stimmen fischende Sarkozy ein Graus ist. Juppé ist inzwischen der beliebteste Politiker Frankreichs, auch wenn Sarkozy bei den UMP-Anhängern die Nase vorn hat.

Grosses Duell erst 2016

An den 2016 geplanten Vorwahlen für eine Präsidentschaftskandidatur will Sarkozy aber festhalten, obwohl er die ursprünglich gerne vermieden hätte – und bei denen es zum grossen Duell mit Juppé kommen dürfte.

Dieser habe gemäss Umfragen die besseren Chancen, sagt SRF-Korrespondent Liebherr. Weil er noch nie Präsident war, gelte Juppé trotz seinen 70 Jahren als «neue Kraft». Er trete zudem nüchtern auf, was bei den skandalgeplagten Franzosen gut ankomme.

Bis zu den Vorwahlen wird Sarkozy an vielen Fronten kämpfen, nicht nur gegen innerparteiliche Widersacher: Als Oppositionsführer will er den erfolglosen Hollande unter Dauerdruck setzen.

Von rechts muss er sich der Konkurrenz der Rechtsextremen Marine Le Pen erwehren, die sich als Frankreichs wahre Oppositionschefin sieht. Und auch an der juristischen Front ist keine Ruhe in Sicht: Nach wie vor schweben zahlreiche Affären wie ein Damoklesschwert über Sarkozy.

Meistgelesene Artikel