Nach den grössten Überschwemmungen auf dem Balkan seit Beginn der Aufzeichnungen haben die Aufräumarbeiten begonnen. Wo vor wenigen Tagen noch meterhoch Wasser stand, liegen nun Geröll und Schlamm. Vor Ort ist in diesen Tagen auch eine fünfköpfige Expertengruppe der humanitären Hilfe des Bundes. Ihre Mission: Die Lage bei der Trinkwasserversorgung und der Hygiene abklären.
Wie Teamleiter Pietro Dario gegenüber SRF sagte, brauchen die Menschen in den Überschwemmungsgebieten von Mittelbosnien zurzeit am dringendsten Trinkwasser. Die Versorgung sei noch nicht in allen Städten wieder gewährleistet.
Minen im Schlamm als grosse Gefahr
Die Haupttransportwege sind laut Dario zumindest in jenen Gebieten wieder offen, wo das Wasser zurückgegangen ist. Probleme schaffe unter anderem die von Erdrutschen verschüttete Verbindung zwischen den Städten Maglaj und Doboj. Es handelt sich um ehemaliges Kriegsgebiet, das stark vermint ist.
Viele Minen und Warntafeln seien kilometerweit mit dem Fluss weggeschwemmt worden und steckten irgendwo im Schlamm, berichtet Dario. Auch wird befürchtet, dass die Sprengfallen über die in die Save mündenden Flüsse bis zur Donau und ins Schwarze Meer gespült werden. Sie könnten auch in Turbinen von Wasserkraftwerken geraten und explodieren. In Bosnien sind noch 120'000 Minen vergraben.
Trinkwasserhilfe für Serbien und Bosnien im Vordergrund
Was die Seuchengefahr durch verschmutztes Trinkwasser betrifft, so schätzt Dario die Lage in den bisher analysierten Gebieten zurzeit nicht als kritisch ein. Die unterwegs entnommenen und im mobilen Labor untersuchten Proben hätten gezeigt, dass das Wasser durchwegs chloriert und damit unbedenklich sei. Ob das überall so sei, müssten weitere Proben in den nächsten Tagen zeigen.
Es ist also möglich, dass Trinkwasser einen Schwerpunkt der Schweizer Hilfe bilden wird. Gemäss Dario kann mit dem zur Verfügung stehenden Korpsmaterial Trinkwasser für einige Tausend Personen behandelt und verteilt werden. Im Moment ist geplant, dass ein Teil des Materials nach Serbien geht und der andere Teil nach Bosnien.
Grosse Solidarität beim Aufräumen
Laut Dario ist die Hilfe der lokalen Behörden gemäss bisherigem Kenntnisstand gewährleistet. Gerade auch in der Stadt Maglaj, weil das Wasser bis zu sieben Meter angestiegen war, seien viele, vor allem junge Leute per Bus angefahren, um den Betroffenen bei der Reinigung der verschlammten Häuser und übriggeblieben Habe zu helfen. Die Bevölkerung werde wohl noch Monate mit den Folgen der Überschwemmungen zu kämpfen haben. Allein für Serbien werden die Schäden auf über eine Milliarde Euro geschätzt.
Hochwasser in Südostosteuropa
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Bild 1 von 12. Die Autobahn, 150 Kilometer von Sarajevo entfernt, am 18. Mai. Langsam wird das Ausmass der Zerstörung sichtbar. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 12. Die Sava bei Sremska Mitrovica, 90 Kilometer von Belgrad entfernt, am 17 Mai: Menschen bilden Schlangen, um sich die Sandsäcke weiterzureichen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 12. Serbische Polizisten tragen eine alte Frau aus einem Helikopter – auch das Militär hilft mit, um die Katastrophe zu bewältigen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 12. 17. Mai in Belgrad: Tausende Obdachlose aus der Stadt Obrenovac sind in Turnhallen einquartiert. Bildquelle: Reuters.
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Bild 5 von 12. 17.5.2014: Viele Menschen in Serbien haben ihr Hab und Gut verloren. Sammlungen haben bereits begonnen: Hier Schuhe für die Kinder von Obrenovac. Bildquelle: Reuters.
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Bild 6 von 12. Pozega, 200 Kilometer südwestlich von Belgrad, am 17. Mai: Lokale Helfer bringen Brot mit dem Boot, da die Strassen überflutet sind. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 12. Obrenovac, 20 Kilometer südöstlich von Belgrad, am 17. Mai: Soldaten evakuieren dutzende Menschen in Amphibien-Fahrzeugen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 8 von 12. Maglaj, 150 Kilometer nördlich von Sarajevo, am 17. Mai: Vielen bleibt nur das mühsame und gefährliche Waten durch überflutete Strassen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 12. Obrenovac am 17. Mai: Die Ambulanzen taugen nichts mehr, nur noch auf Booten sind die Strassen – die eigentlich keine mehr sind – passierbar. Bildquelle: Reuters.
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Bild 10 von 12. Zenica in Bosnien 17. Mai: Menschen werden mit Helikoptern aus den Flutgebieten evakuiert. Bildquelle: Reuters.
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Bild 11 von 12. Ein Vorort von Sarajevo am 16. Mai: Nach drei Tagen Regen ohne Unterbruch werden Felder und Wiesen zu Seen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 12 von 12. Belgrad am 15. Mai: Jeder versucht zu retten, was noch zu retten ist. Bildquelle: Keystone.