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International Schlamm und Minen: Schweizer Team klärt Hilfe für Bosnien ab

Mit Blick auf Trinkwasser und Hygiene klärt ein Schweizer Sondierungsteam zurzeit die Lage in den Hochwasserregionen Bosniens ab. Aufgrund bisheriger Proben gehen die Experten nicht von erhöhter Seuchengefahr aus. Grösstes Risiko bleiben die ausgeschwemmten Minenfelder im früheren Kriegsgebiet.

Nach den grössten Überschwemmungen auf dem Balkan seit Beginn der Aufzeichnungen haben die Aufräumarbeiten begonnen. Wo vor wenigen Tagen noch meterhoch Wasser stand, liegen nun Geröll und Schlamm. Vor Ort ist in diesen Tagen auch eine fünfköpfige Expertengruppe der humanitären Hilfe des Bundes. Ihre Mission: Die Lage bei der Trinkwasserversorgung und der Hygiene abklären.

Wie Teamleiter Pietro Dario gegenüber SRF sagte, brauchen die Menschen in den Überschwemmungsgebieten von Mittelbosnien zurzeit am dringendsten Trinkwasser. Die Versorgung sei noch nicht in allen Städten wieder gewährleistet.

Minen im Schlamm als grosse Gefahr

Die Haupttransportwege sind laut Dario zumindest in jenen Gebieten wieder offen, wo das Wasser zurückgegangen ist. Probleme schaffe unter anderem die von Erdrutschen verschüttete Verbindung zwischen den Städten Maglaj und Doboj. Es handelt sich um ehemaliges Kriegsgebiet, das stark vermint ist.

Soldaten grenzen in Bosnien ein ehemals überschwemmtes Mineneld ab.
Legende: Weggeschwemmte Landminen aus dem Bosnienkrieg von 1992-1995 sind eine akute Gefahr. Keystone

Viele Minen und Warntafeln seien kilometerweit mit dem Fluss weggeschwemmt worden und steckten irgendwo im Schlamm, berichtet Dario. Auch wird befürchtet, dass die Sprengfallen über die in die Save mündenden Flüsse bis zur Donau und ins Schwarze Meer gespült werden. Sie könnten auch in Turbinen von Wasserkraftwerken geraten und explodieren. In Bosnien sind noch 120'000 Minen vergraben.

Trinkwasserhilfe für Serbien und Bosnien im Vordergrund

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Was die Seuchengefahr durch verschmutztes Trinkwasser betrifft, so schätzt Dario die Lage in den bisher analysierten Gebieten zurzeit nicht als kritisch ein. Die unterwegs entnommenen und im mobilen Labor untersuchten Proben hätten gezeigt, dass das Wasser durchwegs chloriert und damit unbedenklich sei. Ob das überall so sei, müssten weitere Proben in den nächsten Tagen zeigen.

Es ist also möglich, dass Trinkwasser einen Schwerpunkt der Schweizer Hilfe bilden wird. Gemäss Dario kann mit dem zur Verfügung stehenden Korpsmaterial Trinkwasser für einige Tausend Personen behandelt und verteilt werden. Im Moment ist geplant, dass ein Teil des Materials nach Serbien geht und der andere Teil nach Bosnien.

Grosse Solidarität beim Aufräumen

Laut Dario ist die Hilfe der lokalen Behörden gemäss bisherigem Kenntnisstand gewährleistet. Gerade auch in der Stadt Maglaj, weil das Wasser bis zu sieben Meter angestiegen war, seien viele, vor allem junge Leute per Bus angefahren, um den Betroffenen bei der Reinigung der verschlammten Häuser und übriggeblieben Habe zu helfen. Die Bevölkerung werde wohl noch Monate mit den Folgen der Überschwemmungen zu kämpfen haben. Allein für Serbien werden die Schäden auf über eine Milliarde Euro geschätzt.

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