International - Schule statt Ausharren im Flüchtlingscamp
Im Libanon lebt über eine Million syrische Flüchtlinge, rund die Hälfte davon sind Kinder. Jahrelang gingen sie nicht zur Schule. Das soll sich jetzt ändern – doch die Einschulung ist nicht ganz einfach.
Viele der syrischen Flüchtlingskinder im Libanon haben nie schreiben und lesen gelernt oder haben seit mehreren Jahren keinen Unterricht mehr besucht. Nun dürfen sie endlich wieder lernen. Die Lücken sind jedoch gross.
«Das letzte Mal war ich vor fünf Jahren in der Schule», sagt die 12-jährige Ismael. Das Mädchen stammt aus der syrischen Stadt Aleppo. Erst vor Kurzem hat sie Lesen und Schreiben gelernt.
Wir können die syrischen Kinder nicht gleich unterrichten wie die libanesischen Kinder.
So wie Ismael geht es vielen Flüchtlingskindern im Libanon. Als der Krieg kam, wurden die Schulhäuser geschlossen. Damit die Kinder wieder zurück an die Schule können, brauchen sie Nachhilfeunterricht.
Kinder traumatisiert vom Krieg
«Wir können die syrischen Kinder nicht gleich unterrichten wie die libanesischen Kinder. Manchen 11-Jährigen müssen wir den Stoff beibringen, den sonst 8-Jährige lernen», sagt Nachhilfelehrerin Silva Sadiq.
Doch auch das sei manchmal schwierig. Denn viele Kinder hätten psychologische Probleme, seien traumatisiert vom Krieg. «Wir versuchen ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass sie hier sicher sind. Wenn sich die Kinder wohl fühlen, können sie besser lernen.»
Viele wissen nicht, dass die Schule gratis ist
Seit einem Jahr ist der Unterricht im Libanon für alle syrischen Flüchtlingskinder gratis, dank Unterstützung aus dem Ausland. Damit alle unterrichtet werden können, werden Schulhäuser ausgebaut und Lehrer übernehmen Doppelschichten.
Trotz aller Anstrengungen gehen bisher aber nur knapp ein Drittel der rund 500'000 Flüchtlingskinder in die Schule. Viele Familien wissen nicht, dass der Unterricht nichts kostet. Und selbst wenn sie es wissen: Geld ist in vielen Familien knapp. So knapp, dass auch die Kinder mitverdienen müssen. Manche Eltern schicken ihre Kinder darum lieber auf die Strasse statt in die Schule.
Überzeugungsarbeit in den Dörfern
Damit sich das ändert, sei viel Überzeugungsarbeit nötig, sagt Raja Farhat, die den Nachhilfeunterricht organisiert. «Wir gehen in den Dörfern von Tür zu Tür. Damit die Leute wissen, dass es eine Schule gibt für ihre Kinder. Eine, die nichts kostet. Sogar die Schulbücher sind gratis.»
Möglichst viele Eltern sollen so überzeugt werden und ihre Kinder in diesem Schuljahr, das in dieser Woche beginnt, in den Unterricht schicken. So, dass bald mehr als nur ein Drittel der syrischen Flüchtlingskinder in die Schule geht – und Lesen und Schreiben lernen kann.
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