Drei Tage nach dem Untergang des südkoreanischen Fährschiffs «Sewol» haben Rettungsmannschaften weiter nach Überlebenden gesucht. Doch es gibt kaum noch Hoffnung, in dem Wrack Überlebende zu finden. Für die Taucher ist es wegen der starken Strömungen schwierig, ins Innere des Wracks vorzudringen.
In der Nacht sahen Taucher in einer Kabine drei Leichen. Aus dem Schiffsrumpf seien aber keine Geräusche zu hören, erklärte die Küstenwache. Ihnen sei es auch nicht nicht gelungen, die Scheibe zu zerschlagen und die Opfer zu bergen.
Kapitän verhaftet
Der Kapitän der südkoreanischen Unglücksfähre «Sewol» ist verhaftet worden. Gegen Lee Joon Seok werde unter anderem wegen Vernachlässigung seiner Dienstpflicht und Verstosses gegen Seerecht ermittelt, meldete die Nachrichtenagentur Yonhap.
Die Fähre ist zum Unglückszeitpunkt nicht vom Kapitän, sondern von einer wenig erfahrenen Offizierin gesteuert worden. Ermittlungen ergaben: Der 68 Jahre alte Lee Jun Seok hat die Schiffsführung an die 26-jährige Dritte Offizierin übergeben, bevor das Schiff an Bord zu sinken begann.
Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor Haftbefehle gegen den Kapitän, die Offizierin sowie gegen ein weiteres Besatzungsmitglied beantragt. Das Verhalten des Kapitäns und der Crew wurde schon unmittelbar nach dem Untergang stark kritisiert.
Verzögerter Evakuierungsbefehl
Überlebende berichteten, der Kapitän habe das Schiff als einer der ersten verlassen. Zudem war den Passagieren zunächst über Lautsprecher mitgeteilt worden, sich nicht zu rühren – da war das Schiff bereits in starke Seitenlage geraten.
Der inhaftierte Kapitän hingegen behauptet den Evakuierungsbefehl aus Sicherheitsgründen hinausgezögert zu haben. Die Strömung sei zum Unglückszeitpunkt sehr stark gewesen, sagte er. Die Insassen hätten fortgerissen werden können. Zunächst seien noch keine Rettungsboote eingetroffen, führte der Kapitän vor Journalisten aus.
Die Aussicht, Überlebende zu finden, ist sehr gering
Nach Ansicht von Experten ist durch diese späte Evakuierung kostbare Zeit verloren gegangen. Die Küstenwache befürchtet, dass viele der insgesamt 475 Menschen im Innern des Schiffes eingeschlossen wurden. «Die Aussicht, dass da noch Überlebende sind, ist sehr gering», sagte der Experte und Leiter von Australian Marine Consultants, Des Ward.
Fast 270 Menschen noch vermisst
Familien von Vermissten richteten schwere Vorwürfe gegen die Regierung. In einer Erklärung warfen sie ihr vor, nicht genug für die Rettung möglicher Überlebender zu tun. «Unsere Kinder schreien im eiskalten Wasser nach Hilfe, bitte helft ihnen!», hiess es in einer Erklärung der Familien. Viele Angehörige harren in der Nähe der Unglücksstelle auf der Insel Chindo aus.
Fast 270 Menschen gelten auch heute als vermisst – zwei Tage nach dem Untergang der Fähre. An Bord waren 325 Schüler auf dem Weg zu einem Ausflug. Von der Fähre ist über Wasser nichts mehr zu sehen. Bis jetzt wurden 30 Leichen aus dem Wasser rund um die Fähre gezogen.
Angehörige sind verzweifelt
Familien von Vermissten richteten schwere Vorwürfe gegen die Regierung. In einer Erklärung warfen sie ihr vor, nicht genug für die Rettung möglicher Überlebender zu tun. «Unsere Kinder schreien im eiskalten Wasser nach Hilfe, bitte helft ihnen!», hiess es in einer Erklärung der Familien. Viele Angehörige harren in der Nähe der Unglücksstelle auf der Insel Chindo aus.
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Bild 1 von 19. Der Kapitän war unter den ersten, die das Schiff verlassen hatten. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 19. 18.04.2014; Im Gelben Meer vor der südkoreanischen Küste suchen die Rettungskräfte weiter nach den 270 Vermissten der gesunkenen Fähre «Sewol». Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 19. 18.04.2014; Familienangehörige der Vermissten der «Sewol»-Fähre warten in Jindo auf Lebenszeichen ihrer Liebsten. Bildquelle: Reuters.
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Bild 4 von 19. 18.04.2014; Die Ungewissheit bringt die Angehörigen an den Rand der Verzweiflung. Auf der Fähre befanden sich 325 Schüler. Bildquelle: Reuters.
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Bild 5 von 19. 18.04.2014; Viele Angehörige ertragen das Warten in der Auffanghalle nicht. Sie sitzen Draussen und beobachten die Suche nach ihren Liebsten im Gelben Meer. Bildquelle: Reuters.
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Bild 6 von 19. 17.4.2014: Südkoreanische Studenten der Danwon High School halten Botschaften hoch wie «komm zurück», «vermisse dich» oder «liebe dich». Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 19. 17.4.2014: Die zweite Nacht bricht herein. Helikopter suchen die Wasseroberfläche mit blauem Scheinwerferlicht ab. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 19. 17.4.2014: Am Morgen des Tages nach dem Unglück versuchen Taucher erneut, mögliche Überlebende zu bergen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 9 von 19. 17.4.2014: Gerettete und Angehörige stehen unter Schock. Mehr als die Hälfte der Passagiere wird vermisst. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 19. 16.4.2014: Auch in der Nacht tauchten die Rettungsteams. Leuchtraketen sollten Hinweise auf Überlebende sichtbar machen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 11 von 19. 16.4.2014: Das Fährunglück geschah vor der Südwestküste Südkoreas – ein vielbefahrenes Gebiet. Bildquelle: SRF.
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Bild 12 von 19. 16.4.2014: Wenige Stunden, nachdem die Fähre in Schräglage geriet, sank sie komplett. Bildquelle: Keystone.
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Bild 13 von 19. 16.4.2014: Kurz nach dem Unglück lag die Fähre – ähnlich wie der Kreuzer Costa Concordia – schräg im Wasser. Bildquelle: Keystone.
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Bild 14 von 19. 16.4.2014: Die Rettungskräfte bemühen sich weiter nach Kräften, Überlebende zu bergen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 15 von 19. 16.4.2014: Doch die Chancen, Überlebende zu finden, sinken von Minute zu Minute. Bildquelle: Keystone.
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Bild 16 von 19. 16.4.2014: Ambulanzen warten im Hafen von Jindo. Die Rettung muss schnell gehen: In den ersten Minuten im kalten Wasser erfolgt ein Kälteschock. In weniger als 30 Minuten können sich auch gute Schwimmer nicht mehr über Wasser halten, weil die Leistungsfähigkeit der Muskel schnell abnimmt. Zusätzlich tritt die Unterkühlung ein. Bildquelle: Keystone.
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Bild 17 von 19. 16.4.2014: Bangen um die zahlreichen Schüler, die an Bord waren: Die Angehörigen warten auf Nachrichten. Sie suchen ihre Liebsten auf den Listen der Überlebenden. Bildquelle: Keystone.
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Bild 18 von 19. 16.4.2014: Gerettet! Dutzende Passagiere konnten in Sicherheit gebracht werden. Die Mehrheit der Menschen an Bord wird aber noch vermisst. Bildquelle: Keystone.
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Bild 19 von 19. 16.4.2014: Nicht alle Passagiere sind nach ihrer Rettung fähig, selber zu gehen. Einige sind verletzt, haben Verbrennungen oder Knochenbrüche davongetragen. Bildquelle: Keystone.