Sie haben genug von der Tatenlosigkeit der Politik: Zwei Tage vor dem UNO-Klimagipfel sind weltweit Menschen für einen wirksamen Schutz des Klimas auf die Strasse gegangen. In New York versammelten sich nach Angaben der Organisatoren 310'000 Menschen zur angeblich «grössten Klima-Demonstration aller Zeiten».
Mit Plakaten und Trillerpfeifen zog die Masse am südlichen Rand des Central Parks los. Mit dabei war auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon und New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio.
Ein Brief für Ministerin Leuthard
Auch in der Schweiz stiess der «People's Climate March» auf Interesse: In Zürich forderten rund 500 Personen, in Genf rund 800 Personen mehr Engagement für den Klimaschutz.
Umweltministerin Doris Leuthard soll vor ihrem Abflug nach New York ein Brief übergeben werden. Die Schweiz müsse dazu beitragen, dass «eine verbindliche, griffige und wirkungsvolle internationale Klima-Vereinbarung» zustande komme, heisst es darin.
Die Kundgebungen in den Metropolen der Welt
«Mal schnell die Welt retten»
In Berlin forderten rund 10'000 Menschen verschärfte Klimaziele und einen Umstieg auf erneuerbare Energien. Das Motto der drei Protestzüge zum Brandenburger Tor lautete: «Mal schnell die Welt retten.» Der Veranstalter erklärte: «Die Menschen haben gezeigt, dass ihnen das Klima am Herzen liegt.»
In London zogen Tausende durch die Innenstadt am Parlamentsgebäude vorbei. Prominente Unterstützung kam von Designerin Vivienne Westwood und Oscar-Preisträgerin Emma Thompson. «Zahlt unsere Klimaschulden zurück - Klima-Gerechtigkeit jetzt» stand auf einem Banner.
Ich bin wegen meiner Zukunft hier
Tausende machten in Paris beim Marsch für das Klima mit. «Klima-Notstand» oder «Staatschefs der Welt, handelt!» war auf Banderolen zu lesen. Etliche hatten sich grüne Herzen als Aufkleber an die Brust geheftet.
In Neu Delhi legten Demonstranten Tiger- und Pinguin-Kostüme an, um auf die Gefahr für die Lebensräume der Tiere aufmerksam zu machen. Andere hängten sich Attrappen von Solarzellen um oder hielten Windräder aus Pappe hoch. Im nepalesischen Kathmandu trugen meist junge Menschen Schilder mit Slogans wie: «Ich bin wegen meiner Zukunft hier».
In Johnnesburg stellten sich Demonstranten in weissen T-Shirts und mit ins Gesicht gemalten grünen Herzen auf einem Feld zu einem Herz auf. «Wir müssen uns mehr einbringen, Druck auf unsere Ratsmitglieder ausüben, die ihn dann nach oben weitergeben», sagte Organisator Ferrial Adam.
1,7 Mio. unterzeichnen Online-Petition
In Neuseelands grösster Stadt Auckland waren hunderte Menschen unterwegs. «Wir stehen zusammen, um zu zeigen, dass uns der Klimawandel berührt!», schrieben Aktivisten auf Facebook.
Koordiniert hatte die Klima-Märsche die Organisation Avaaz, die sich als weltweite Bürgerbewegung versteht. Die Veranstalter sprachen von 2700 Veranstaltungen in rund 160 Ländern. Ihre aktuelle Online-Petition zum Klimaschutz haben bislang mehr als 1,7 Millionen Menschen unterzeichnet.
Neuer Schwung für Klimavertrag
Zum UNO-Klimagipfel am morgigen Dienstag werden zahlreiche Staats- und Regierungschefs erwartet, darunter US-Präsident Barack Obama. Die Veranstaltung ist offiziell nicht Teil der Verhandlungen für einen Weltklimavertrag, soll dem Prozess aber neuen Schwung verleihen.