Mit 1200 Angeklagten ist es der grösste Prozess gegen Anhänger des ehemaligen ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi. Am Samstag hatte er in der Provinz Minia, rund 300 km südlich von Kairo entfernt, begonnen.
Nun fällte das Gericht bereits das erste Urteil: 529 Mitglieder der Muslimbruderschaft wurden laut einem Anwalt zum Tod verurteilt. 17 Personen seien freigesprochen worden, berichtete das staatliche Fernsehen.
376 Verurteilte nicht anwesend
Angaben aus Justizkreisen zufolge sind 153 der Verurteilten in Haft. Der Rest war entweder aus dem Gefängnis entlassen, gegen Kaution auf freiem Fuss oder auf der Flucht.
Die Islamisten in Minia hatten im Sommer 2013 – wie auch ihre Gesinnungsgenossen anderswo in Ägypten – gegen die Entmachtung des islamistischen Präsidenten Mursi durch das Militär demonstriert.
Nach der blutigen Unterdrückung dieser Proteste in Kairo und Alexandria durch die Sicherheitskräfte mit mehr als 1000 Toten kam es auch in der oberägyptischen Provinz zu Unruhen mit Todesopfern.
Die Staatsanwaltschaft warf den Angeklagten den Mord an einem stellvertretenden Bezirks-Polizeikommandeur, Angriffe auf Regierungsgebäude und Brandschatzung von Kirchen der christlichen Kopten vor.
529 Todesurteile nach zwei Tagen
Das Verfahren wurde ungewöhnlich zügig durchgezogen. Die Verurteilungen erfolgten am zweiten Verhandlungstag. Die Verteidigung beanstandete, sie habe keine Gelegenheit gehabt, ihre Argumente vorzubringen.
Über eine zweite Gruppe von rund 600 Angeklagten könnte in den kommenden Tagen die Urteile verhängt werden. Doch schon der Richterspruch am Montag kommt einer Rekord-Verurteilung gleich: Nach Angaben der Webseite «deathpenaltyworldwide» sind in Ägypten zwischen 1981 und 2000 insgesamt 709 Menschen zum Tode verurteilt und 248 von ihnen hingerichtet worden.