Die ukrainische Armee hat – entgegen aller Warnungen aus Russland – die pro-russischen Separatisten im Osten des Landes angegriffen. Nach den Gefechten rund um Slawjansk beklagten beide Seiten Tote und Verletzte. Zwei Kampfhubschrauber der Regierungstruppen wurden abgeschossen. Dabei kamen nach offiziellen Angaben zwei Besatzungsmitglieder ums Leben. Weitere wurden verletzt.
Bis zum Abend legten sich die Gefechte offenbar. Der ukrainische Übergangspräsident Alexander Turtschinow sagte, die Militäroffensive sei ins Stocken geraten.
Menschliche Schutzschilde?
Grund sei, dass die «Terroristen» sich in bewohnten Gebieten verschanzten und Zivilisten als Schutzschilde missbrauchten. Die Einsatzkräfte hätten aber alle Stellungen um die Stadt herum in ihre Gewalt gebracht und dem Gegner «schwere Verluste» zugefügt, so Turtschinow.
Die Gegenseite sprach von «mehreren Toten» in den eigenen Reihen. Konkretere Angaben machten die Separatisten nicht.
Unklar ist, wie es den seit gut einer Woche festgehaltenen OSZE-Beobachtern ergeht. Nach den Worten des Milizenführers von Slawjansk, Wjatscheslaw Ponomarjow, sind die sieben Geiseln an einen «sicheren Ort ausserhalb der Kampfzone gebracht» worden.
Slawjansk wird seit Wochen von pro-russischen Milizen kontrolliert. Sie halten dort seit Wochen Dutzende Verwaltungsgebäude besetzt und fordern mehr Autonomie für die Region.
Unruhen in Odessa
Inzwischen greifen die Unruhen auch auf andere Regionen des Landes über. In der Millionenstadt Odessa im Süden der Ukraine, wo es bislang vergleichsweise ruhig war, eskalierte die Gewalt. Nach heftigen Ausschreitungen ging dort am Abend ein Gewerkschaftsgebäude in Flammen auf. Mindestens 31 Menschen sollen dabei ums Leben gekommen sein.
Kämpfe auch in Kramatorsk
Die ukrainischen Streitkräfte haben nach Medienberichten auch in der ostukrainischen Stadt Kramatorsk Stellungen der Separatisten angegriffen. Nach unbestätigten Angaben der russischen Agentur Ria Nowosti vom Freitagabend soll es Tote und Verletzte gegeben haben.
Kramatorsk liegt im Gebiet Donezk, etwa 20 Kilometer südlich von Slawjansk. Dort hatten sich Regierungstruppen und prorussische Aufständische den ganzen Tag über schwere Gefechte geliefert.
Zu dem Kämpfen in der Ukraine hat jetzt auch ein Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin Stellung genommen. Er erklärte, die ukrainischen Sicherheitskräfte hätten aus der Luft auf Zivilisten gefeuert und mit ihrer «Strafaktion» den internationalen Friedensplan für die Ukraine torpediert.
Ukraine: Ausländische Spezialisten am Werk
Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes SBU wurde ein Kampfhubschrauber mit einer tragbaren Boden-Luft-Rakete abgeschossen. Dies belege, dass «trainierte, gut ausgebildete ausländische Spezialisten» aufseiten der Separatisten kämpften. Russland hat bislang jede direkte Beteiligung an den Aufständen abgestritten.
In den vergangenen Wochen hatten prorussischen Kräfte Verwaltungsgebäude im Osten der Ukraine unter ihre Kontrolle gebracht. Die Moskauer Regierung hat erklärt, die russisch-stämmige Bevölkerung schützen zu wollen, und hat an den Landesgrenzen Truppen zusammengezogen.