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International «Die Polizei erschiesst oft solche, die sich auffällig verhalten»

Die Unruhen nach den Todesschüssen auf einen schwarzen Teenager sind noch nicht abgeklungen und schon kommt der nächste Zwischenfall: Nur wenige Kilometer von Ferguson entfernt, hat die Polizei erneut einen Afro-Amerikaner erschossen.

Festnahmen in Ferguson

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In Ferguson ist es am frühen Mittwochmorgen zu Festnahmen gekommen. Die Polizei nahm nach Angaben des Senders CNN einige Demonstranten fest, nachdem vereinzelt Wasserflaschen aus Plastik aus der Menge in Richtung Polizei geflogen waren. Die Polizei rief die Demonstranten auf, nach Hause zu gehen.

Unweit der von Protesten erschütterten US-Stadt Ferguson haben Polizisten einen Afro-Amerikaner erschossen. Der 23-Jährige habe die Beamten mit einem Messer bedroht, sagte ein Polizeisprecher bei einer Pressekonferenz. Die genauen Umstände des Vorfalls in St. Louis würden noch untersucht. Der Verdächtige soll zuvor Lebensmittel aus einem Geschäft gestohlen haben.

Aufforderung missachtet

Der Verdächtige habe sich unberechenbar verhalten und die Polizisten aufgefordert, ihn zu erschiessen. Obwohl sie ihn mehrfach ermahnt hätten, das Messer wegzulegen, sei er trotzdem weiter auf sie zugekommen, sagte der Polizeisprecher weiter. Als der Mann nur noch gut ein Meter von den Beamten entfernt gewesen sei, hätten sie auf ihn geschossen.

Polizei ist geschult, auf Körpermitte zu zielen

Zwar gebe es Stimmen, die sagen, die Reaktion sei unverhältnismässig, sagt SRF-Korrespondentin Priscilla Imboden in den USA. Aber: «Die Polizei ist freier als in der Schweiz, einen Todesschuss abzugeben, wenn sie sich bedroht fühlt», sagt Imboden. Sie sei sogar geschult, in einem solchen Fall auf die Körpermitte zu zielen. Dieses Verhalten akzeptiere die Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung, sagt Imboden.

In der Regel keine Folgen für Polizisten

«Es geschieht aber regelmässig, dass die Polizei in den USA jemanden erschiesst, der sich zwar auffällig, aber eigentlich ungefährlich verhält.» So sei letzte Woche ein geistesgestörter Mann erschossen worden. Dies habe in der Regel keine Folgen für die Polizisten, weiss Imboden.

Wenn jemand Unbewaffnetes erschossen werde, löse das normalerweise eine grosse Reaktion in der Bevölkerung aus. Beim Fall in St. Louis sei das aber anders, weil er mit einem Messer bewaffnet war. «Da machen die Leute einen Unterschied», sagt Imboden.

Allgemeine Rassismusdebatte neu lanciert

Medienberichten zufolge liegt der Tatort gut drei Kilometer von Ferguson entfernt. In der Kleinstadt gibt es seit mehr als einer Woche Unruhen. Auslöser waren die tödlichen Schüsse eines Polizisten auf einen 18-jährigen Schwarzen.

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Auch in St. Louis sammelte sich nach Angaben des TV-Senders NBC bereits eine Gruppe von Demonstranten. Eine generelle Debatte über Rassismus sei mit diesen Vorfällen wieder in Gang gekommen, sagt Imboden. Dabei geht es um Fragen, wie: Weshalb kommen Schwarze öfters in Konflikt mit dem Gesetz? Warum werden sie öfters von der Polizei angehalten und verhaftet als Weisse?

Was allerdings nicht diskutiert werde, sei die Frage, ob die Polizei so rasch tödlich schiessen darf oder nicht. Imboden sagt, sie bezweifle, dass bei der Polizei ein generelles Umdenken stattfinden werde und es Anleitungen dazu geben werde, weniger rasch zu schiessen.

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